„Ich gehe mit Freude rein – und nicht so mit Furcht“

von Redaktion

Max Schachmann, eine der größten Hoffnungen des deutschen Radsports, bestreitet seine erste Frankreich-Rundfahrt

München – Max Schachmann (25), Neuzugang im Bora-hansgrohe-Team, hatte in dieser Saison schon viele große Momente, gewann drei Etappen bei der Baskenland-Rundfahrt, wurde Dritter beim Klassiker Lüttich-Bastogne-Lüttich, zuletzt gewann er den deutschen Meistertitel. Nun steht er vor einer ganz besonderen Prüfung: Erstmals startet der Berliner in oberbayerischen Diensten bei der Tour de France.

Max Schachmann, Sie werden im weißen Trikot des Deutschen Meisters auf dieser Tour starten. Spornt Sie das zusätzlich an?

Klar. Das ist eine riesige Motivation. Keine Frage. Für mich ist das eine große Ehre, da erfüllt sich ein Kindheitstraum.

Es ist ja ihre erste Frankreich-Rundfahrt. Nicht umsonst spricht man bei diesem Rennen von der Tour der Leiden. Hat man da als Debütant nicht gemischte Gefühle?

Natürlich habe ich Respekt. Man hat auch viel gehört über die Tour. Aber ich bin schon viele harte Rennen gefahren, war letztes Jahr beim Giro d’Italia dabei. Ich gehe in die Tour vor allem mit Freude rein – und nicht so mit Furcht.

Die 106. Tour gilt ja als besonders hart. Die letzten drei Etappen führen durch die Alpen. Sie gelten ja noch nicht als der ganz große Bergspezialist. Was trauen Sie sich da zu?

Es ist ein Unterschied, ob man ums Klassement fährt – oder ob man einfach versucht, über die Berge zu kommen. So gesehen kann ich gut genug in den Bergen fahren. Doch es stimmt schon: Die letzten Etappen sind sehr, sehr schwer. Ich hoffe nur, dass ich in guter Verfassung an den Alpen ankomme. Wenn man da krank oder angeschlagen ist, dann wird das wirklich ein Leiden.

Sie haben ja bislang eine großartige Saison gefahren. Ist dadurch ein zusätzlicher Erwartungsdruck für Sie entstanden?

Nein, das sehe ich nicht so. Ich bin ja nicht der Kapitän. Ich habe mehr Helferaufgaben. Aber wenn ich mich super fühlen würde, gibt es vielleicht bei einer Überführungsetappe die Möglichkeit, in einer Ausreißergruppe vom Feld wegzukommen und um den Etappensieg zu fahren. Das wäre natürlich grandios. Vorrangig geht es aber darum, dass ich meine Arbeit als Helfer leiste.

Es könnte sich ja die Situation ergeben, dass sich Ihre Interessen mit denen Ihres Teamkollegen Peter Sagan kreuzen. Sie haben Ihre Stärken ja auf einem Terrain, das auch Sagan liegt. Gibt es in solch einem Fall gewisse interne Hierarchien?

Für Peter geht es um das Grüne Trikot. Er scheint wieder in sehr gute Form gekommen zu sein. Da werden wir natürlich immer vorrangig für ihn fahren. Aber ich kenne ihn, und wenn er sich an einem Tag schwächer einschätzt, dann wird er mir sicher das Zepter in die Hand geben.

Der Rennstall Bora-hansgrohe hat ein fulminantes erstes Halbjahr hingelegt. Entsteht da eine zusätzliche Eigendynamik?

Wie sind jetzt das zweitbeste Team in der Weltrangliste.

Das ist schon großartig, wie sich das Team entwickelt hat in all den Jahren. Klar, von Sieg zu Sieg zu fahren – das gibt schon einen Flow.

Es ist auch für Sie persönlich die bislang beste Saison. Hatten Sie erwartet, dass Sie so stark sein werden?

Nein. So etwas kann man nicht erwarten. Aber ich freue mich, dass die harte Arbeit gefruchtet hat. Und ich hoffe doch auf ein paar weitere schöne Momente, die auf mich warten.

Das Interview führte Armin Gibis

„An einem schwächeren Tag wird mit Sagan sicher das Zepter geben.“

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