Mehr als ein Fußballverein

von Redaktion

Rummenigge über Bayern-Werte, Transfermarkt und Champions League

VON JONAS AUSTERMANN

München – Der Fußball als moderne Form des Menschenhandels? Dreistellige Ablösesummen für 19-Jährige? Ein Transferproblem beim FC Bayern? Geht es nach Karl-Heinz Rummenigge, gibt es all das nicht – und wird es auch in Zukunft nicht geben. Zumindest nicht bei seinem FC Bayern.

Der Vorstandsvorsitzende des Double-Gewinners sagte im Interview mit dem Clubmagazin „51“: „Der Mensch ist bei uns immer der wichtigste Faktor. Ich vermute, dass andere Vereine bei so was anders ticken.“ Beispiel James Rodriguez: Die Münchner entschieden sich im Sommer, die Kaufoption für die Real-Leihgabe nicht zu ziehen – obwohl ein wirtschaftlicher Gewinn beim Weiterverkauf möglich gewesen wäre. Rummenigge: „Fußball darf kein Menschenhandel sein. Es ist nicht der Stil des FC Bayern, aus einem Spieler ein Geschäft zu machen.“

In Zeiten horrender Transfersummen will der deutsche Rekordmeister mit Werten bei potenziellen Zugängen punkten. Rummenigge erklärt: „Diesen Luxus leistet sich der FC Bayern: Anders zu sein als viele andere. Menschlicher, ehrlicher. Die meisten Spieler zahlen das zurück.“ Als Vorbild nannte Rummenigge den FC Barcelona und seinen Slogan „Mes que un club“ („Mehr als ein Club“).

Die Wettbewerbsfähigkeit sieht der Vorstandschef deshalb keinesfalls gefährdet, er betont: „Auch in Zukunft werden wir Top-Spieler finden, die im FC Bayern mehr sehen als nur einen Fußballverein.“ Bleibt abzuwarten, ob die umworbenen Flügelflitzer Leroy Sané (Manchester City) oder Ousmane Dembélé (FC Barcelona) das auch so sehen. Allgemein findet Rummenigge: „Der Markt hat eine ungesunde Größe angenommen.“

Mit Blick auf Jungstars, die inzwischen für dreistellige Millionensummen den Klub wechseln, sagt der 63-Jährige: „Diese Summen wecken riesige Erwartungshaltungen. Es ist fast unmenschlich, das zu erfüllen.“ Auch deshalb, so der Vorstandschef, habe der FC Bayern auf eine Mischung aus Jung und Alt gesetzt. Rummenigge: „Wir hätten uns gegen diese Umbruchs-Diskussion mehr wehren müssen. Unser Mix war der Vorteil, den wir in der Schlussphase der Saison gegenüber Dortmund hatten.“

Das nationale Double reicht den Münchnern aber auch in Zukunft nicht aus. Der Königsklassen-K.o. gegen den späteren Sieger FC Liverpool schmerzt die Bosse an der Säbener Straße noch immer. Rummenigge kündigt an: „Der FC Bayern wird den Fokus auf die Champions League wieder deutlich schärfen. Das Aus im Achtelfinale ärgert mich noch immer, das war eindeutig zu früh.“ Einfacher wird es freilich nicht, denn Rummenigge sieht die deutsche Liga hinter England und Spanien nur als Nummer drei – gleichauf mit Italien.

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