München – Und plötzlich redete man für ein paar Tage über Völkerball, das vergessene Spiel. Schlagzeilenträchtig brachten kanadische Wissenschaftler ihre Untersuchungen auf den Punkt: Die Schulsportart Völkerball sei „gleichzusetzen mit legalisiertem Mobbing“. In Vancouver befragte Schüler zwischen 12 und 15 Jahren hätten das Spiel als „unterdrückend“ und „entmenschlichend“ wahrgenommen. Für ein Team als Letzter ausgewählt zu werden, im Spiel dann gejagt und getroffen zu werden – für manche eine Demütigung.
In Deutschland sieht man das alles sehr viel gelassener. Marlies Seel vom Deutschen Turner-Bund nennt die Vorwürfe aus Kanada „hammermäßig“. Und unangebracht. Denn beim Völkerball könne eine Mannschaft einen schwächeren Spieler durchschleppen – „und der erlebt dann auch das Gefühl, ein Sieger zu sein“. Die Verletzungsgefahr ist auch nicht groß. Gespielt wird mit einem Veloursleder- oder gleich einem Softball.
Beim DTB haben sich viele Sportlehrer gemeldet, die fürchteten, Völkerball würde abgeschafft werden. Marlies Seel: „Die wüssten gar nicht, wie sie die Schüler am Ende der Sportstunde, wenn noch gespielt wird, beschäftigen sollen. Und die Kinder verlangen nach Völkerball.“
Im Lehrplan für die Bayerischen Schulen steht Völkerball nicht explizit, wie Elena Scheldlbauer vom Staatsministerium für Unterricht und Kultus verrät. Die SchülerInnen sollen „grundlegende Spielideen der Sport- und Rückschlagspiele anwenden und Freude am sportlichen Spiel zeigen“. Völkerball gehört in die Familie der „Kleinen Spiele“, die Auswahl obliegt der Sportlehrkraft. gük