Bei 18 060 Zuschauern ist Endstation

von Redaktion

Machbarkeitsstudie: Das Grünwalder Stadion kann profitauglich werden, doch es gibt Grenzen

VON KLAUS VICK

München – 18 060 – das erste, was am Freitag ins Auge stach, war die symbolhafte Zahl. Sollten die fünf Ziffern wirklich ernst gemeint oder eher konstruiert sein? Bei maximal 18 060 Zuschauerplätzen soll also die absolute Obergrenze für einen Ausbau der Kapazität im Stadion an der Grünwalder Straße liegen. Für das Stadion, das der TSV 1860 und seine Fans als ihre wahre Heimat ansehen.

Dies jedenfalls ist ein wesentliches Ergebnis der Machbarkeitsstudie, die das renommierte Architektur- und Planungsbüro Albert Speer und Partner im Auftrag der Stadt München erstellt hat. Das weitere zentrale Fazit: Die Zweitligatauglichkeit kann hergestellt werden, sofern die Kultstätte auf Giesings Höhen komplett überdacht wird. Damit würde man zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, weil die Überdachung natürlich auch den Schallschutz im Sinne der Anwohner verbessert.

Knapp 30 Millionen Euro soll der Umbau kosten. Schon kommenden Mittwoch wird die Vollversammlung des Stadtrats über den Ausbau befinden. OB Dieter Reiter (SPD) empfiehlt dem Stadtrat die Zustimmung. Gleichwohl räumt Reiter ein: „Das Ergebnis der Studie überrascht mich. Ich hätte erwartet, dass die Zuschauerkapazität im Grünwalder Stadion deutlicher gesteigert werden kann.“ Das Büro Albert Speer war von der Stadt beauftragt worden, ein Fassungsvermögen von 18 600 – auch diese Zahl war ja eher symbolhaft – 25 000 oder 30 000 Fans zu prüfen. Die nun vorliegende Studie stelle jedoch unmissverständlich klar, dass 18 060 Zuschauer das absolute Maximum seien, erklärte der OB.

Nach den Erkenntnissen des Frankfurter Planungsbüros würde eine darüber hinausgehende Zahl den Profi-Fußballbetrieb aus rechtlichen Gründen sogar gefährden. Die Aufstellung eines neuen Bebauungsplans, der dafür unumgänglich wäre, würde nämlich zu neuen Prüfungen im Hinblick auf die Stellplatzanzahl und den Schallschutz führen, heißt es. Und diese könnte nach Einschätzung der Experten von Albert Speer und Partner „nicht erfolgreich abgeschlossen werden“. Bauliche Maßnahmen könnten nur bestandsorientiert erfolgen. Und den Rahmen früherer, genehmigter Kapazitäten sieht das Planungsbüro offenbar bei 18 060 Plätzen ausgereizt. Derzeit sind bekanntlich 15 000 Zuschauer auf Giesings Höhen zugelassen. Um die gut 3000 Fans mehr ins Stadion zu lassen, ist eine neue Baugenehmigung erforderlich. Diese dürfte aber vermutlich erteilt werden, wenn das Stadion überdacht und somit der Lärmschutz verbessert wird.

Vier Monate hatte das Büro Albert Speer und Partner Zeit, um die Studie fertigzustellen. Das ist nicht viel, wenn man bedenkt, dass die Referate der Stadtverwaltung davor mehr als ein Jahr lang kein Ergebnis über den möglichen Ausbau zutage förderten. Speer war in Sachen Fußball unter anderem mit der Standortstudie für die Allianz Arena und Planungen für ein neues Stadion von Hertha BSC in Berlin befasst. OB Reiter sagte am Freitag: „Ich verstehe, dass die Fans des TSV 1860 und auch der Verein sich wohl ein anderes Ergebnis mit mehr Zuschauern auf Giesings Höhen gewünscht hätten.“ Ein Ausbau über 18 060 Plätze hinaus könnte aber bedeuten, dass das Stadion seinen Bestandsschutz verliert. Reiter: „Ich bin nicht bereit, das Risiko einzugehen, dass keine Fußballspiele mehr im Grünwalder Stadion stattfinden können.“

Womöglich könnten aber schon bald wieder Spiele im Olympiastadion stattfinden. Denn das Sportreferat schlägt dem Stadtrat auch vor, eine Untersuchung zu beauftragen, inwieweit das „Oly“ wieder fußballtauglich gemacht werden kann und welche Kosten damit verbunden wären. Ob die Löwen und ihre Fans dort gerne zurückkehren würden, ist eine andere Sache. Eines ist auch klar: 18 060 Zuschauer – so schön die Zahl auch klingt – würden dem TSV 1860 langfristig keine Perspektive bieten.

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