Zverev attackiert Ivan Lendl

Diese Beziehung ist am Ende

von Redaktion

DANIEL MÜKSCH

Es schien das letzte fehlende Puzzlestück im ausgeklügelten Karriereplan des Alexander Zverev zu sein: Mit Ivan Lendl holte sich der Deutsche im August 2018 einen Mann mit der Reputation eines Champion-Machers an seine Seite. Bereits den Briten Andy Murray formte der mürrische 59-Jährige zu drei Grand-Slam-Siegen und Nummer eins der Welt.

Der unfassbar Talentierte und der gnadenlose Super-Coach: Eigentlich eine perfekte Mischung. Eigentlich. Heute, elf Monate später muss man bilanzieren: Diese Beziehung ist gescheitert. Wie Alexander Zverev über seinen (Noch)-Trainer kurz vor dem Turnierstart am Hamburger Rothenbaum sprach, zeigt: Hier hat ein Schützling jeglichen Respekt vor seinem Trainer verloren.

„Manchmal gehen wir auf den Tennisplatz. Das Training ist zwei Stunden lang. Eine halbe Stunde steht er mit dem Rücken zu mir und erzählt, wie er am Morgen Golf gespielt hat.“ So redet niemand über eine Tennis-Legende, in die man volles Vertrauen hat und mit der man gemeinsam die Tennis-Welt erobern will. Und Zverev legt nach: „Er hat einen neuen Hund bekommen, der zwei Monate alt ist. Zeigt ihm, wie man auf Toilette geht. Das ist wirklich sein Hauptthema: Golf und sein kleiner Hund.“ Dass Lendl nicht mit nach Hamburg gereist ist, sondern Zverev senior seinen Sohn in der Hansestadt betreut, überrascht nach diesen Sätzen niemanden.

Bemerkenswert: Die Sätze fielen nicht im kleinen Kreis unter engen Vertrauten, sondern bei einer sterilen Presserunde. Wer in diesem Setting die verbalen Bälle flach halten möchte, kein Problem: „Ich freue mich, in der Heimat zu sein, habe traumhafte Erinnerungen an das Turnier. Hamburg hat das beste Tennispublikum. Genau das richtige Ambiente, um wieder anzugreifen.“ So hätte Zverev „phrasen“ können. Aber er wollte gezielt eine Botschaft in die Welt senden. Und der Inhalt ist eine tickende Zeitbombe: Zwischen den Zeilen sagt der Weltranglisten-Fünfte: Mein Trainer ist faul und hat keine Lust, mit mir zu arbeiten! Bemerkenswert, wenn man Zverevs Trainingsstunden in den letzten Jahren – ohne Lendl – mal beobachtet hat: Da springt schon mal Familienpudel Lövik auf dem Platz herum und von einer Stunde Training gehen 30 Minuten in die Hunde-Bespaßung.

Egal ob Zverev oder Lendl sich nun intensiver mit ihren Vierbeinern beschäftigen – nach den Worten in Hamburg ist klar: Das einjährige Jubiläum ihrer Zusammenarbeit werden Alexander Zverev und Ivan Lendl wohl nicht mehr erleben.

Daniel.Mueksch@ovb.net

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