München – Der FC Bayern ist die unumstrittene Nummer eins –- das steht seit mittlerweile sieben Jahren fest. So weit, so gut? Nicht ganz, denn diese Schlussfolgerung zielt allenfalls auf die deutsche Bundesliga und den jährlichen Kampf auf die Meisterschaft ab.
Aber wie sieht es im globalen Wettbewerb aus? Jörg Wacker, Vorstandsmitglied für die Bereiche Strategie und Internationalisierung, erklärt: „Vor fünf Jahren mussten wir uns entscheiden und haben uns auf zwei Märkte konzentriert: Die USA und China. Meine Erfahrung war so, dass wir das nachhaltig tun sollten. Wir mussten in den Markt drängen.“
Also stellte der Rekordmeister aus München mit Rudi Vidal einen Verantwortlichen für den amerikanischen Kontinent ein – und das sollte nachhaltig Wirkung zeigen. Als Vidal begann, startete der FCB mit gerade einmal acht Fanclubs in den Staaten, heute sind es 150. Zu diesem Anlass ließen die Münchner sich zuletzt etwas ganz Besonderes einfallen: Sie illuminierten die Allianz Arena im Muster der US-Flagge und versahen die Animation mit der Zahl 150.
Wacker erklärt: „Wir mussten verstehen, wie wir mit den Leuten umzugehen haben. Die Kultur in Amerika ist komplett anders als in Deutschland. Für mich gab es keinen Zweifel, hier ein Büro zu eröffnen.“ Gesagt, getan! Neben München betreibt der FCB heute jeweils eine Dependance in New York und Shanghai.
Im Rückblick lohnte sich gerade der Schritt in die USA, wie Wacker meint: „Man sieht, wo wir nach fünf Jahren stehen. Wir haben mit unseren Teams eine Marke und eine eigene Fanbase aufgebaut. Wir haben einen Markt geschaffen und sind mit unseren Fans in Kontakt gekommen.“
Bei aller Fan-Romantik behält Wacker den Durchblick. Er gibt ganz offen zu: „Am Ende wollen wir natürlich monetarisieren. Wir haben mit acht Fanklubs angefangen, jetzt sind es 150. Wir sind mit 13 Millionen Followern gestartet, jetzt haben wir 49 Millionen.“
Um für eine gewisse Reichweite zu sorgen, wurde viel investiert. Der Münchner Plan zum Erfolg: Interesse wecken, Kunden binden, Interaktion schaffen und anschließend – natürlich – auch das liebe Geld. Das zuständige Vorstandsmitglied sagt: „Das Team hier in den USA hat einen großartigen Job gemacht. Wir haben eine größere Reichweite geschaffen.“
Dabei war vor allem ein Partner immer an der Seite des FC Bayern; Adidas. Der globale Sportartikelhersteller aus dem mittelfränkischen Herzogenaurach ist längst eine internationale Marke gewesen, als der Fußballclub sich Gedanken über eine Ausbreitung seines Einflusses machte. Jennifer Valentine, bei Adidas für den Bereich Fußball in Nordamerika zuständig, erklärt: „Wir haben eine amerikaweite Partnerschaft im Fußball, Kontakte in die Sportindustrie und in den Jugendfußball. Als der FCB nach Nordamerika kam, hatten wir die Möglichkeit, den Markt für ihn zu öffnen.“
Bei aller Offenheit für internationale Trends mahnt Vidal, den Blick auf das Kerngeschäft nicht gänzlich zu verlieren. Bayerns wichtigster Mann in den USA erklärt: „In erster Linie sind wir ein Fußballclub. Wir haben den ersten Schritt in Amerika gemacht, aber wir gehen Schritt für Schritt.“
Das nächste Ziel des deutschen Rekordmeisters dürfte Lateinamerika heißen, auch wenn mit dem Kolumbianer James Rodriguez ein Schlüsselspieler für diesen Markt verloren ging. Wacker: „Der größte Fanklub des FCB kommt aus Guadalajara (Mexiko, Anm. d. Red.) mit 4000 Mitgliedern.“ JONAS AUSTERMANN