Gute Stimmung trotz müden Kicks

von Redaktion

Beim 1:1 im Saisonauftakt gegen Münster lassen die Löwen noch viele Wünsche offen

VON ULI KELLNER

München – Das vorgezogene Eröffnungsspiel einer Saison bestreiten zu dürfen, ist grundsätzlich eine schöne, ehrenvolle Aufgabe. Freitagabend, ungeteilte Aufmerksamkeit, Kinder mit den Flaggen aller Ligarivalen flitzen vor dem Anpfiff über den Rasen, doch was war das? Der Bub mit der Sechzger-Fahne konnte das Tempo beim Choreo-Einlauf kaum mitgehen und leider, so zeigte sich, war das kein gutes Omen.

In den ersten 45 Minuten gegen Preußen Münster wirkte das Spiel der Löwen nicht feierlich, sondern wie vorgezogener Abstiegskampf. Nach vorne ging nichts, hinten schlug es bald zum 0:1 ein. In der Pause wurde gegrummelt, aber nicht gepfiffen, denn es gab ja noch eine Halbzeit und in der zeigten die Löwen dann wenigstens ihr kämpferisches Gesicht. Die Belohnung folgte in Form eines Elfmeters, den Phillipp Steinhart gewohnt präzise verwandelte (51.). Das 1:1 war dann auch schon der Endstand. Wenigstens nicht verloren vor 15 000 doch recht frohgemuten Zuschauern.

Allerdings: Die Saison könnte tatsächlich jener zähe Kampf ums Überleben werden, den Daniel Bierofka prophezeit hat. „Das Spiel lässt sich relativ kurz zusammenfassen“, bilanzierte der 1860-Coach: „So schlecht wie die erste Halbzeit war, so gut war die zweite. Vor der Pause hatten wir keine Überzeugung, keinen Mut. Keiner wollte den Ball haben.“ Nach dem Wiederanpfiff, fand Bierofka, „war es dann genau der Powerfußball, den ich von meiner Mannschaft sehen will“.

Der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert, spottet der Volksmund. Die Löwen streben zwar eher den weißblauen Himmel an, an guten Vorsätzen ließen sie es trotzdem nicht mangeln. „VEREINenStattSpalten“, lautet das Motto für die neue Drittliga-Saison, das die Profis vor dem Anpfiff auf ihren Aufwärmshirts trugen.

Nicht unbedingt passend zum Nettigkeitsvorsatz, dafür zu seiner Spielweise war die Aktion, die nach nicht mal drei Minuten für Amüsement auf den Rängen sorgte. Abwehr-Zugang Dennis Erdmann („Zur Not foule ich auch den Papst“) wurde gleich mal seinem Raubein-Image gerecht und holte zur Blutgrätsche aus, um den enteilten Seref Özcan zu stoppen. Die Folge: Gelb für den neuen Leader, vermutlich eine der frühesten Verwarnungen seit Drittliga-Gründung. Eher nicht der Rede wert war dagegen der Freistoß, der aus diesem ersten Aufreger des Spiels resultierte.

Nach weiteren 30 Minuten, in denen die Löwen so hilflos wirkten wie in der gesamten Vorbereitung, war es dann erneut Erdmann, der mit einem unglücklichen Einsatz Einfluss auf das Spiel nahm. Preußen-Kapitän Julian Schauerte pflügte über rechts in den Strafraum, gab aus elf Metern ein eher harmloses Schüsschen ab, das sich aber abgelenkt von Erdmanns Bein an Hendrik Bonmann vorbei ins Löwen-Tor senkte. Nach 32 Minuten also der erste Rückstand der Saison – und auch in der Folge wenig, das Hoffnung auf spielerischen Aufschwung machte.

Nach der Pause stimmte zumindest der Einsatz – auch weil Benjamin Kindsvater die Hoffnung zurückbrachte. An der gleichen Stelle wie einst in der Relegation ließ er sich im Strafraum foulen und eröffnete Elfmeterschütze Steinhart die Chance, mittels eines kernigen Schusses in die linke Ecke des Tores den Ausgleich herzustellen.

Das Publikum war damit zurück, was das Spiel qualitativ nicht besser machte, nur stimmungsvoller. Zehn Minuten vor Schluss schürte Bierofka die gute Laune, indem er zwei Hoffnungsträger brachte – erst den Junglöwen Fabian Greilinger, danach die alte und neue Nummer 10, Timo Gebhart. Der wurde direkt vor dem Strafraum gefoult (kein Pfiff), auch Sascha Mölders vergab noch eine Großchance. Ein Sieg wäre aber auch zu viel des Guten gewesen für unter dem Strich gut bediente Löwen.

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