„Ein Sieg gegen Federer ist nicht real“

von Redaktion

Der Münchner Tennis-Profi Daniel Brands, der einst den großen Schweizer schlug, verabschiedet sich von ATP-Tour

München – Der 32-jährige Münchner Daniel Brands erklärt im Interview mit unserer Zeitung die Gründe für seinen Rücktritt, beschreibt seine Gefühle nach einem Sieg gegen Roger Federer und blickt auf seine neuen Aufgaben im Tennis voraus.

Welcher Grund hat denn die ausschlaggebende Rolle für Ihren Rücktritt gespielt?

Der Hauptgrund war sicher, dass ich nicht mehr diejenigen Turniere spielen konnte, die ich früher regelmäßig und gerne gespielt habe.

Meinen Sie damit auch die oft zitierte Top-100-Marke, über welcher das Profigeschäft sehr hart ist?

Als Tennisprofi macht es nur Sinn, wenn man unter den Top 100 ist. Zuletzt war ich nicht darunter, deswegen war es für mich auch keine Option, weiterzumachen. Langfristig nur auf Challengers zu spielen, bringt einfach nichts.

Sie haben sich diese Marke auch nach Ihrer Knieverletzung vor zwei Jahren als Ziel genommen, oder?

Ja, als ich nach meiner Knie-Operation vor zwei Jahren eine Auszeit nehmen musste, habe ich mir dieses Ziel gesteckt. Ich hatte mir zwei Jahre Zeit gegeben, um wieder unter die Top 100 zu kommen. Das muss das Ziel eines jeden Tennisprofis sein.

Was waren Ihre schönsten Momente auf der Tour?

Auf jeden Fall war 2010 das Erreichen des Achtelfinals in Wimbledon mein größter Erfolg. Blicke ich immer gerne zurück. Größte Turnier, das es gibt. Schön, wenn man da den größten Erfolg hatte. Mehrmalige Einsätze für die deutsche Nationalmannschaft im Daviscup. Da kann ich mich genau daran erinnern, wo wir gegen Brasilien zu Hause im Daviscup gegen Ulm gespielt haben und ich den entscheidenden Punkt holen konnte. Das war ein wahnsinnig tolles Gefühl und ein sehr schönes Erlebnis, dass ich nie vergessen werde. Zweimal im Halbfinale der BMW Open zu stehen, gehört auch dazu. Für mich war es immer etwas Besonderes, in meiner Heimat zu spielen.

Welchen Stellenwert nimmt dabei Ihr Sieg 2013 in Gstaad gegen Roger Federer ein?

Da geht es mir wie vielen Tennisspielern: Roger Federer gehört zu meinen großen Idolen. Ich hatte die Ehre, 2013 zwei Mal kurz hintereinander gegen ihn zu spielen. Zunächst in Hamburg und dann zwei Wochen später in Gstaad. Man kann es nicht beschreiben, wie es ist, wenn man Roger Federer auf dem Platz gegenübersteht. Nach dem Sieg war es zunächst ein komisches Gefühl, weil man denkt, dass alles nicht real ist. Auf der anderen Seite hat es sich toll angefühlt. Allein wegen des Sieges gegen Federer hat sich meine Tenniskarriere gelohnt. So etwas vergisst man nie. Darauf werde ich immer sehr stolz zurückblicken und das kann mir keiner mehr nehmen. Ich gehöre zu einem kleinen Kreis, die das gegen Roger Federer geschafft haben. Deswegen ist es etwas ganz Besonderes für mich.

Wie fühlen Sie sich, nachdem Sie ihre persönliche Konsequenz gezogen und ihren Rücktritt beschlossen haben?

Tennis hat bis jetzt mein Leben bestimmt. In den letzten 15 Jahren habe ich auf viele Dinge verzichten müssen und im Privaten musste einiges um mich herum zurückstecken. Aus dieser Hinsicht fühle ich mehr Erleichterung als Wehmut. Ich habe jetzt mehr Zeit für Dinge, die wichtig im Leben sind. Auf der anderen Seite ist es natürlich traurig, weil Tennis mein Leben ist. Deswegen wird Tennis aber auch in Zukunft eine Rolle bei mir spielen.

Welche Rolle denn?

Ich werde ab Oktober eine Ausbildung zum B-Trainer beginnen. Ich kann mir vorstellen, sowohl im Breiten- als auch im Leistungssport als Trainer zu arbeiten.

Wie haben Sie zuletzt ihre Bundesligaspiele für den TC Großhesselohe erlebt?

Bei meinem ersten Heimspiel nach meiner Rückkehr zum TC Großhesselohe war ein bisschen angespannt, weil ich mich vor meiner Familie von meiner besten Seite präsentieren wollte. Ich habe mich selbst da ein bisschen unter Druck gesetzt. Die ersten beiden Spiele liefen nicht so gut für mich, deswegen war ich gegen Gladbach froh, dass ich das Spiel rumreißen konnte. Ich freue mich, wenn ich in der Bundesliga noch ein paar Spiele dabei sein darf.

Interview: Robert M. Frank

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