„Damit diese Typen für immer aus dem Sport verschwinden“

von Redaktion

Die Front gegen den Chinesen Sun Yang und den inkonsequenten Schwimm-Weltverband wird immer breiter

Gwangju – Ein Bild von Sun Yang in Siegerpose, kein einziges Wort über den erneuten Skandal bei der Medaillen-Zeremonie: In seiner offiziellen WM-Zeitung klammert der Schwimm-Weltverband FINA den Ärger um den Dopingsünder aus China komplett aus. Auch die lautstarken Buhrufe von der Athletentribüne werden verschwiegen. Denn die galten ja nicht nur Sun, sondern indirekt auch der FINA, die die Eklats mit ihrer oft kritisierten Anti-Doping-Politik heraufbeschworen hat.

In der Krise wirkt der Weltverband überfordert, die Verwarnungen gegen Sun und die protestierenden Schwimmer lösen das Problem nicht mal im Ansatz. „Meiner Meinung nach trägt die Haltung der FINA derzeit leider so nicht zu einem glaubwürdigen Kampf gegen Doping und zu einem unumstrittenen sauberen Schwimmsport bei“, sagte Leistungssportdirektor Thomas Kurschilgen in einer Erklärung des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV): „Opfer sind dabei die ehrlichen Hochbegabten, denen immer weniger begeisterte Schwimmfans glauben, dass sie ihre Leistungen manipulationsfrei erbringen.“

Die Situation sei „schlecht für den Sport“, sagte Doppel-Olympiasiegerin Britta Steffen. „Im Fall von Sun gibt es so viel Unruhe, dass er sich zu einer Persona non grata entwickelt.“ Die Reaktion der Medaillengewinner Mack Horton und Duncan Scott, die dem Chinesen den Handschlag verweigerten und nicht mit aufs Siegerfoto wollten, kann sie verstehen, „mir würde es sicher genauso gehen“.

Seit Jahren gilt der Umgang der FINA mit Dopingvergehen als inkonsequent und starfreundlich. „Es ist unverständlich“, sagt Doping-Experte Fritz Sörgel, „dass der Verband einer olympischen Kernsportart so lax mit seinen Dopingsündern umgeht.“

Als Sun 2014 positiv auf das verbotene Herzmittel Trimetazidin getestet wurde, bekam er nur eine Drei-Monats-Sperre aufgebrummt. Und die Öffentlichkeit erfuhr davon erst, als die Strafe bereits abgesessen war. Anschließend gewann Sun bei den Asienspielen drei Titel.

Als der knapp zwei Meter große Schwimm-Riese nur ein Jahr später bei der WM in Kasan von der FINA als bester Athlet ausgezeichnet wurde, platzte Adam Peaty der Kragen. Das Verhalten des Weltverbandes, der sich gerne für seine „Null-Toleranz-Politik“ lobt, sei eine der „bittersten Erfahrungen“ seiner Karriere gewesen, sagte Großbritanniens Schwimmstar. Seitdem gilt Olympiasieger Peaty als Chefkritiker der FINA, auch wenn er bei der WM auf Wunsch des britischen Verbandes schweigt. Im Vorfeld hatte er aber andere Athleten wegen Sun, dem wegen einer womöglich mit einem Hammer zerstörten Probe eine nachträgliche Sperre droht, dazu aufgerufen, „mehr Druck auf die Verantwortlichen auszuüben, damit diese Typen für immer aus dem Sport verschwinden“.  sid

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