Fall Beckenbauer wird gesondert behandelt

von Redaktion

Berlin – Franz Beckenbauer steht an der antiken Kanone, schießt – und verschwindet kurz in weißem Rauch. Beim Gruppenfoto lächelt der Kaiser. Bilder wie diese, von einem Benefiz-Golfturnier Mitte Juli in Bad Griesbach, sind selten geworden. Beckenbauer tritt kaum noch öffentlich auf. Ob er in naher Zukunft zu einem Gerichtstermin in der Schweiz gezwungen werden kann, erscheint aufgrund seiner gesundheitlichen Probleme fraglicher denn je.

Die Bundesanwaltschaft (BA) der Eidgenossen bestätigte am Wochenende die Abtrennung des Strafverfahrens gegen den früheren Organisationschef der WM 2006 von dem gegen die weiteren Beschuldigten. „Gesondert“ werde der Fall Beckenbauer nun behandelt. Über die genauen Hintergründe gibt die Behörde keine Auskunft. Der frühere DFB-Präsident Theo Zwanziger, der zu den Beschuldigten zählt, vermutet einen juristischen Winkelzug. Die Ermittler seien „Getriebene“, sagte der 74-Jährige mit Blick auf die Verjährungsfrist des Verfahrens

Bis zum 27. April 2020 müsse in der Schweiz ein erstinstanzliches Urteil fallen. Dann jährt sich die im Zentrum der Ermittlung stehende Überweisung der 6,7 Millionen Euro vom DFB über die FIFA an den früheren Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus zum 15. Mal. Die Summe war vom DFB als Beitrag zu einem WM-Kulturprogramm deklariert worden, das es letztlich nicht gab.

Deshalb war in der Schweiz im Jahr 2015 gegen die damaligen WM-Macher um Beckenbauer das Strafverfahren wegen des Verdachts des Betrugs, der ungetreuen Geschäftsbesorgung, der Geldwäscherei sowie der Veruntreuung eröffnet worden. Laut Zwanziger steht allerdings nur noch der Verdacht des Betrugs im Raum. „Das ganze Verfahren ist so abwegig, dass sich eigentliches jedes Wort darüber verbietet“, sagte er. „In diesem Zusammenhang ist das Wort ‘Rechtsstaat’ in der Schweiz nur noch eine Beleidigung.“ Die Ermittlungen, die von Nebengeräuschen wegen vermeintlich zu enger Verbindungen der BA zur FIFA begleitet werden, seien von Beginn an „Unsinn“ gewesen. „Sie rennen schon seit längerer Zeit mit hoher Geschwindigkeit gegen eine Wand – und am Schluss gewinnt die Wand“, sagte Zwanziger. dpa

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