Wellbrocks zweiter goldener Streich

von Redaktion

Nach dem WM-Titel im Freiwasser triumphiert der 21-Jährige auch über 1500 Meter Freistil

Gwangju – Völlig euphorisch schwang sich Florian Wellbrock nach dem nächsten Gold-Coup auf die Leine, schleuderte mit beiden Händen Wasser in die Luft und riss triumphierend die Arme nach oben. Mit einem mitreißenden Titel-Comeback hat der Freiwasser-Champion ein hochemotionales Happy End bei den Schwimm-Weltmeisterschaften in Südkorea gefeiert. Freundin Sarah Köhler und Wellbrocks Eltern bangten und jubelten am Sonntag auf der Tribüne mit, als dem 21-Jährigen ein weltmeisterliches Glanzstück glückte.

Nie zuvor feierte ein Athlet wie Wellbrock bei einer WM Gold im Becken und im Freiwasser. Fünf Tage nach seinem deprimierenden Vorlauf-Aus über 800 Meter schlug der 21-Jährige in Gwangju über 1500 Meter Freistil imponierend zurück. „Zweimal Gold zu holen ist unglaublich. Das ist eine große Nummer“, sagte der Ausnahmekönner, der den ersten deutschen WM-Titel seit dem von Marco Koch 2015 bejubelte. Die Eltern konnten bei der Hymne ein paar Tränen nicht zurückhalten.

Wellbrocks nervenaufreibendes Titelkampfende und die Auftritte von Silbergewinnerin Köhler machen Hoffnung für Olympia. Nach Nullnummern in London und Rio könnte es für die Beckenschwimmer bei den in knapp einem Jahr beginnenden Sommerspielen in Tokio. wieder eine olympische Medaillen-Rarität zu bestaunen geben. In Südkorea gab’s dreimal WM-Gold, insgesamt achtmal Edelmetall. So gut war Deutschland seit 2013 nicht mehr.

Nach zwei Titeln und insgesamt fünf Medaillen der herausragenden Freiwassersparte sowie einmal Bronze und zwei Olympia-Tickets der tüchtigen Wasserspringer schlugen sich die Beckenschwimmer besser als bei der WM 2017 (1 Medaille/5 Finals). „Das ist ein sehr, sehr positiver Trend“, sagte Bernd Berkhahn nach seiner Premiere als Teamchef.

Goldtriumph für Wellbrock, Silber sowie deutsche Rekorde für Köhler und 14 Finalplätze stehen in der Bilanz. Knapp verpasste Podestränge durch Schwimm-Routiniers machen Hoffnung, wenngleich der Teamchef vor Wellbrocks Triumph etwas haderte. „Die Anzahl der Medaillen ist natürlich etwas bitter in diesem Jahr, wenn man dreimal einen vierten Platz macht“, sagte Berkhahn.

Der Kampf um die Staffel-Qualifikationen glückte perfekt – alle sieben Quartette sind in Tokio dabei. Hagen Stamms Wasserballer machten als Achte Hoffnung, dass einer deutschen Auswahl nach zwei verpassten Sommerspielen die Rückkehr glücken kann.

Klare Nummer 1 in den prestigeträchtigen Beckenrennen mit neun Weltrekorden waren die USA mit 14-mal Gold und insgesamt 27 Medaillen vor Australien (5/19). Der 22 Jahre alte US-Star Caeleb Dressel war mit sechs Titeln eine Klasse für sich, wenngleich ein Gold zu den Bestmarken von Michael Phelps und ihm selbst fehlte.

Mit seinen 21 Jahren steht Wellbrock eine große Zukunft offen. Im Freiwasserbereich, wo er auf der olympischen Zehn-Kilometer-Strecke Gold und das Tokio-Ticket feierte, ist er in diesem Jahr ungeschlagen. Das Vorlauf-Aus über 800 Meter Freistil als 17. steckte er bemerkenswert weg. Möglicherweise kann er aus dem Auf-und-ab-und-auf bei der WM mehr für seinen weiteren Reifeprozess mitnehmen, als es bei reinen Festspielen der Fall gewesen wäre. „Nächstes Jahr werden die Karten neu gemischt“, sagte Wellbrock. er die erste Freistil-Medaillen seit Paul Biedermann holte.

Große Gewinnerin war auch seine Freundin Sarah, die die erste Freistil-Medaille seit Britta Steffen verbuchte. Die 25-Jährige brillierte als Staffel-Weltmeisterin im Freiwasser und lieferte im Becken. Silber über 1500 Meter Freistil, über 800 Meter reichte die Verbesserung eines 32 Jahre alten Rekords nicht zum Medaillen-Triple. „Besser hätte es die Woche über nicht laufen können. Es zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind“, sagte Köhler.

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