Hockenheim – 64 Runden in Hockenheim, und Sebastian Vettels Welt war eine andere. Aus den tiefsten Tiefen dieser verkorksten Saison war der Ferrari-Star ausgerechnet beim Heimrennen wieder ans Licht gekrabbelt, und nach seiner imposanten Aufholjagd im Regen wirkte sogar der Kampf gegen Mercedes nicht mehr ganz so aussichtslos.
„Wir müssen uns jetzt weiter verbessern und es ihnen noch schwerer machen“, sagte Vettel mit kämpferischer Miene. „Und wenn du den Gegner unter Druck setzt, dann ändern sich die Dinge auch. Das ist ganz normal.“
Nun hat sich an dieser Saison noch nichts Grundlegendes geändert, nicht durch Vettels Hatz vom letzten Startplatz auf Rang zwei hinter Red-Bull-Pilot Max Verstappen. Noch immer ist Mercedes das Maß der Dinge, noch immer führt Weltmeister Lewis Hamilton ganz souverän die WM-Tabelle an. Und noch immer ist Vettel nur Gesamtvierter, mit 84 Punkten Rückstand – mehr als drei Rennerfolge.
Aber dieser gefühlte Sieg vor den deutschen Fans stoppte Vettels Abwärtstrend, der sich ja bis zum Qualifying von Hockenheim zog, als ein technischer Defekt ihn ans Ende der Startaufstellung zwang. Diese WM mag verloren sein, diese Saison können Vettel und die Scuderia vielleicht aber doch noch erträglich gestalten.
„Wir sollten nicht erwarten, dass Mercedes keine Punkte mehr holt, im Gegenteil“, sagte Vettel: „Sie werden den Ton angeben. Aber wir müssen an uns glauben, an unsere Fähigkeiten, unsere Stärken. Dann wird unsere Zeit kommen.“
Teamchef Mattia Binotto ritt lobte dann vor allem seinen Fahrer: Vettel habe auch aktiv an der so erfolgreichen Strategie im Reifenpoker mitgewirkt. „Er hat selbst entschieden, wann er an die Box kommen wollte – nämlich anders als der Kommandostand dachte“, sagte Binotto. „Ich bin wirklich sehr zufrieden und freue mich für ihn. Es werden noch weitere solcher Leistungen kommen.“
Trotz allem wird es für Ferrari um nicht viel mehr als einzelne Erfolgserlebnisse in dieser Saison gehen, die Mercedes weiterhin fest im Griff hat. Noch immer wartet Rot schließlich auf den ersten Sieg des Jahres, nach elf von 21 Rennen. Aber der Glaube, dass es noch ein paar Mal klappen kann in den kommenden Monaten, ist zurück. Zu den Powerstrecken in Spa (1. September) und Monza (8. September) wird Ferrari als Favorit reisen. Der kurvige, enge Kurs in Ungarn am kommenden Sonntag spricht auf den ersten Blick dagegen klar für Mercedes. Allerdings wird es mal wieder warm vor den Toren Budapests – und damit hatten die Silberpfeile schon so einige Probleme. sid