München – Der Chef hält nichts davon, über laufende Transferaktivitäten, speziell im Fall Leroy Sané, zu informieren: „Wasserstandsmeldungen“, sagte Karl-Heinz Rummenigge, der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern, kürzlich, werde er keine abgeben. Das hat dafür nun sein erster Angestellter Niko Kovac erledigt. „Ich bin zuversichtlich und gehe davon aus, dass wir ihn bekommen können“, sagte der Bayern-Coach in einem ZDF-Interview am Sonntag leicht kryptisch. Die Club-Führung bemühe sich „sehr engagiert“ um den Flügelspieler von Manchester City. „Leroy ist ein toller Spieler, der das in England, aber auch in der Nationalmannschaft bewiesen hat.“
Die Personalie Sané ist das Münchner Dauerthema des Sommers. Zwar hat zuletzt City-Trainer Pep Guardiola wissen lassen, dass der Spieler gehen könne, wenn er wolle, aber ob deshalb tatsächlich entscheidend Bewegung in den Poker kommt, ist fraglich.
Dafür spricht, dass jeder gerne Honig ums Maul geschmiert bekommt, auch ein Leroy Sané. Dass die Münchner den deutschen Nationalspieler gerne an die Isar holen wollen, hat so gut wie jeder Verantwortliche an der Säbener Straße kundgetan. Der Spieler dürfte sich also sicher sein, dass er als absoluter Leistungsträger in München eingeplant ist – und damit genau den Stellenwert im Team einnehmen würde, der ihm in Manchester bis zuletzt noch verwehrt geblieben war.
Finanziell bieten die Bayern im Vergleich zum Scheichclub, der Sané bereits ein üppiges Angebot zur Vertragsverlängerung vorgelegt hat, nicht mehr Argumente. Dafür weiß der 23-Jährige, dass die Runderneuerung der Mannschaft nach der Ära Arjen Robben/Franck Ribery auch gewisse andere Vorteile für einen Spieler wie ihn bringt.
Nicht nur, dass der Linksaußen perfekt ins Profil des neuen FC Bayern passt, er würde mit den Akteuren zusammenspielen, die auch das Gesicht der neuen Generation der deutschen Nationalmannschaft bilden sollen: Niklas Süle, Joshua Kimmich, Leon Goretzka und Serge Gnabry. Das könnte München für Sané noch attraktiver machen. Dass die Stars beim Rekordmeister einen Wechsel Sanés befürworten, dürfte ihm ebenfalls nicht entgangen sein. „Solche Spieler können dich direkt ab dem ersten Spiel nach oben bringen“, sagte beispielsweise Robert Lewandowski.
Auf der anderen Seite drängt die Zeit. Am 8. August, also in gut einer Woche, schließt das Transferfenster in England, womit City also in Rekordzeit einen Ersatz für Sané suchen müsste. Die Uhr tickt in diesem Fall klar für City. Hinzu kommt, dass Pep Guardiola offensichtlich mit Sané plant, andernfalls hätte der Ex-Schalker in vier Spielen nicht 239 Minuten auf dem Rasen gestanden und zwei Tore erzielt.
Dass zum Ligastart am 9. August Personalnot im City-Sturm herrscht, tut sein Übriges. Riyad Mahrez (Afrika-Cup), Gabriel Jesus und Sergio Agüero (Copa América) hatten länger Urlaub, womit Sané noch unverzichtbarer wird für Pep. Warum der Ex-Trainer der Bayern trotzdem angekündigt hat, Sané gehen zu lassen? Weil der Spanier einfach keine unzufriedenen Spieler in seinem Team haben will. Wie diese Zeitung erfuhr, wäre daher lediglich die eindringliche Bitte des Spielers um Freigabe ausschlaggebend, damit der Premier-League-Champion sich mit einem Verkauf befasst, Noch ist diese Bitte aber nicht formuliert worden.
City ist nicht auf das Geld angewiesen – und erst nicht auf das der Bayern, auf die die Bosse im Etihad Stadium nach den Spitzen aus der Vergangenheit vermutlich ohnehin nicht sonderlich gut zu sprechen sind. Dass sich der deutsche Rekordmeister regelmäßig zu Sané äußert, hat die Verhandlungsbereitschaft vielleicht noch weiter sinken lassen.