„Wir sind für die EURO gewappnet“

von Redaktion

Arena-Geschäftsführer Muth über Konzert-Akustik, Prestige-Ausgaben und Investitionen

München – Wenn der Fußball im Sommer ruht, beginnt für Jürgen Muth (55) die Arbeit erst richtig. Der Geschäftsführer der Allianz Arena nutzte die spielfreie Zeit wieder, um das Stadion in Fröttmaning zu modernisieren. In dieser Saison wurden unter anderem Stellplätze für Fahrräder und Motorräder errichtet, eine neue Taxispur angelegt, die Beschallungsanlage ausgetauscht, ein neuer Gästezugang gebaut und die Esplanade renoviert.

Haben Sie eigentlich Erfahrung als DJ?

Nein, überhaupt nicht. Wieso?

Es gibt ja eine neue Beschallungsanlage. Und man hört, Sie dürfen sich am Dienstag vor dem Start des Audi Cups das erste Lied wünschen.

Ich werde mir das gleiche Lied wünschen wie 2005, das wird Money for Nothing von den Dire Straits sein.

Aber der Song, der übersetzt Geld für nichts bedeutet, hat keinen tieferen Sinn, oder?

Nein, das ist einfach mein Lieblingslied – und es hat mit meinem Job eigentlich gar nichts zu tun. Alles, was wir dieses Jahr machen, hat einen richtigen Sinn für die Fans und für das Stadion.

Warum ist die neue Beschallungsanlage besser als die alte?

Auf dem Technik-Sektor hat sich seit 2005 viel getan. Die Technik ist leichter geworden, aber leistungsfähiger. Den gleichen Effekt, den wir vor zwei Jahren mit den neuen Videowänden hatten, spüren wir jetzt auch bei den Lautsprechern. Es ist ein ganz anderes Klangerlebnis wie bei den alten Lautsprechern. Jetzt haben wir eine universell einsetzbare Anlage, die alles kann, was man in so einem Stadion braucht. Sie hat Konzert-Qualität.

Es ist nicht die einzige Neuerung in der Allianz Arena, die in diesem Sommer geschaffen wurden. Unter anderem gibt es ab dieser Saison die Kennzeichenerkennung in den Parkhäusern. Was hat es damit auf sich?

Für den Besucher wird es künftig sehr bequem werden. Er fährt wie bisher ungehindert in das Parkhaus ein,und wenn er sich über das Online-Tool angemeldet hat, kann er künftig mit der Technik der Kennzeichenerkennung bei der Ausfahrt einfach an die Schranke heranfahren. Sie geht wie von Geisterhand auf, und er kann ausfahren. Das System ist schneller, es ist unkomplizierter – und der Besucher muss nicht mehr aufpassen, ob er noch 10 Euro für die Parkgebühr auf seiner Arena Card hat.

Entlastet dies auch die Verkehrssituation nach den Spielen?

Da mache ich wenig Hoffnung, denn das liegt nicht alleine an den Ausfahrten aus den Parkhäusern, sondern an der gesamten öffentlichen Infrastruktur.

Vor zwei Jahren wurde rund zehn Millionen Euro ausgegeben, 2017 ein einstelliger Millionenbetrag. Wie hoch ist das Investitionsvolumen in diesem Jahr?

Wir liegen deutlich im zweistelligen Millionen-Bereich, also sind es deutlich mehr als 2017. 2019 ist seit Inbetriebnahme das Jahr, in dem in die Allianz Arena und ihre Infrastruktur am meisten investiert wird.

Was ist in diesem Jahr so teuer?

Der neue Gästeeingang ist mit Abstand das größte Bauvorhaben, das wir seit 2005 im Zusammenhang mit der Allianz Arena durchführen. Das heißt, alle Zuschauer, die mit dem Gastverein nach München kommen, unabhängig davon, ob sie mit dem Pkw, der Bahn oder mit dem Zug anreisen, werden künftig über den Gästeeingang in die Arena gelangen. Wir haben dazu unseren bisherigen Bus-Parkplatz Nord überbaut mit einem Parkhaus für Pkws (Fertigstellung im Laufe der Hinrunde, d. Red.), und wir haben mehrere Brücken über die U-Bahn und eine große Brücke über das Gelände der Münchner Verkehrsbetriebe bauen müssen.

Geschahen die Modernisierungsmaßnahmen der letzten Jahre auch mit Blick auf die EM 2020 und 2024?

Der FC Bayern legt großen Wert darauf, sportlich in Europas Spitze dabei zu sein und dazu gehört auch die Allianz Arena. Unser Ziel ist es, wenn es neue Techniken gibt, die nicht erst vier Jahre später einzubauen, sondern wir wollen bei technischen Neuerungen vorne sein. Das hat zur Folge, dass wir in Techniken wie die Videowalls, die Beschallungsanlage oder auch die Rasenbeleuchtung in LED-Technik, um nur drei Beispiele zu nennen, sehr früh investieren. Und dass wir immer den Fokus haben auf noch mehr Komfort für die Zuschauer – natürlich auch in Vorgriff auf die Großveranstaltungen 2020 und 2024 und vielleicht auf ein Champions-League-Finale 2021 oder 2022.

Sie schauen sich auch sicher andere Stadien an, vor allem neugebaute. Was sehen Sie dort, was die Allianz Arena nicht hat?

Jetzt darf ich schon selbstbewusst antworten: wir müssen uns weltweit vor keiner Arena verstecken. Und ich bin stolz darauf, dass wir eines der modernsten Stadien auf dieser Welt haben. Es gibt nichts, von dem ich sage, das müssen wir kopieren.

Wo sehen Sie die Allianz Arena im europäischen Vergleich?

Wir gehören absolut zu den Spitzenstadien in Europa.

Großveranstaltungen kosten viel Geld. Es gibt Auflagen der UEFA, die umgesetzt werden müssen. Rentiert sich so ein Champions-League-Finale finanziell oder ist es vor allem eine Prestigeangelegenheit?

Prestige ist natürlich ein ganz wichtiger Grund. . Wenn ich es unter einem Tourismusaspekt sehe, sind diese Großveranstaltungen für München wichtig – und wir stellen dafür auch gerne unsere Allianz Arena zur Verfügung. Dass damit ein enormer Aufwand verbunden ist, ist klar. Aber unter dem Strich ist unser Ziel, dass wir mindestens mit einer schwarzen Null aus solchen Veranstaltungen rausgehen.

Ist das beim Champions-League-Finale 2012 gelungen?

Ja, 2012 ist es gelungen.

Der Umweltschutz wird immer wichtiger. Wie nachhaltig wird in der Arena gearbeitet?

Das Thema Nachhaltigkeit rückt immer stärker in den Fokus, auch bei Sportstätten, die sich damit zunächst einmal schwer tun. Wir haben einen enormen Energiebedarf am Spieltag. Aber mit dem FC Bayern legen wir seit vielen Jahren einen großen Fokus auf Umweltverträglichkeit. Ein Beispiel: Wir lassen uns seit 2006 nach EMAS zertifizieren, das ist das höchste europäische Umweltsiegel, das man erreichen kann. Da nehmen wir auch Geld in die Hand, dass wir uns jährlich überprüfen lassen, uns jährlich Vorschläge gemacht werden, wie wir noch besser werden können.

Gibt es mit Blick auf die EM im kommenden Jahr noch Modernisierungsprojekte?

Da bin ich sehr glücklich, dass wir für die EURO 2020 keine großen Investitionen mehr machen müssen. Da sind wir gewappnet. Wir könnten auch in drei Monaten die EURO spielen.

Interview: Elisabeth Schlammerl

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