Natürlich hat sich Clemens Tönnies entschuldigt. Weil es keine Option gewesen wäre, seine Sätze, gesprochen beim „Tag des Handwerks der Kreishandwerkerschaft Paderborn-Lippe“, stehen zu lassen. Also erklärt Tönnies, Fleischfabrikant und vor allem bekannt als starker Mann des FC Schalke 04, „dass ich tausendprozentig hinter unseren Vereinswerten stehe. Dazu gehört der Einsatz gegen Rassismus, Diskriminierung und Ausgrenzung.“ Doch klingt das glaubwürdig, wenn man am Abend zuvor in einer Diskussion über Wege, den Klimawandel aufzuhalten, vorgeschlagen hat, zwanzig Kraftwerke in Afrika zu bauen, denn: „Dann würden die Afrikaner aufhören, Bäume zu fällen, und sie hören auf, wenn’s dunkel ist, Kinder zu produzieren“? Nein. Eher ist davon auszugehen, dass er auch das nächste Mal im Kreis seiner Unternehmerfreunde auf den Putz hauen wird wie einst die schräge Regensburger Fürstin Gloria („Der Schwarze schnackselt halt gerne“). Clemens von Thurn und Tönnies hat sein wahres Gesicht gezeigt. Mit 63 dürfte die Charakterbildung abgeschlossen sein.
Clemens Tönnies muss zurücktreten vom Vorsitz bei Schalke 04. Denn seine Worte sind unvereinbar mit allem, wofür der Club steht. 2017 wurde das S04-Fanprojekt für seinen Kampf gegen Rassismus vom DFB mit dem Julius-Hirsch-Preis ausgezeichnet. In Paragraf 2 der Vereinssatzung steht, man trete „fremdenfeindlichen Bestrebungen sowie diskriminierenden Verhaltensweisen aktiv entgegen“. Der Verein solle bestrebt sein, „die soziale Integration ausländischer Mitbürger zu fördern“. So wie es der Tradition des Ruhrgebiets entspricht.
Einer, der sich wie Tönnies als mit rassistischem Gedankengut infiltriert zeigt, wirft den Fußball um Jahrzehnte zurück. Es war Anfang der Neunziger, dass Bundesliga und DFB sensibilisiert wurden durch Affenlaute in den Stadien. Der Fußball erkannte, dass er sich an der gesellschaftlichen Debatte beteiligen muss. Der Fall Tönnies zeigt: Aus Überzeugung haben nicht alle mitgemacht.
Darum sollte er jetzt konsequent sein. Wie will Tönnies einem Salif Sané oder den nordafrikanischen Spielern aus seiner Mannschaft begegnen? Er kann sich ja nicht mal richtig entschuldigen. Er hat es in seinem kurzen Statement nur gegenüber „Fans, Mitgliedern und Freunden“ getan. Kein Wort des Bedauerns in Richtung derer, die er auf dumpfe Art beleidigt hat.
Guenter.Klein@ovb.net