Erste Runde im Pokal

Die Amateure sind keine mehr

von Redaktion

GÜNTER KLEIN

Überraschende Ergebnisse in der ersten Hauptrunde des DFB-Pokals hat es immer schon gegeben. Insofern ist es keine Überraschung, dass es auch heuer wieder zu überraschenden Ergebnissen gekommen ist. Doch nicht nur die Vertrautheit mit der Sensation lässt sie uns nicht mehr als solche wahrnehmen. Es ist schlicht keine mehr, wenn der Regional- den Bundesligisten aus dem Wettbewerb wirft und der Ober- den Erstligisten in ein Elfmeterschieß-Drama zwingt. Der DFB-Pokal folgt nicht obskuren Gesetzen aus einem Handapparat der Jura-Bibliothek, sondern sportlicher Logik. Er geht mit der Zeit: Es spielen nicht Amateure gegen Profis, sondern Profis gegen Profis. Lediglich die Einkommensklassen sind unterschiedlich.

Das Fernsehen tut sich inzwischen schwer, für seine Pokalberichterstattung die Dorfkabine zu finden, in der der Trainer seine in spannenden Trikots dahockenden Feierabendkicker mit einer Blut-Schweiß-Ehre-Rede in die Schlacht schickt. Vorbei, diese folkloristische Romantik. Spieler in der Regionalliga mögen zwar studieren oder noch einem Beruf nachgehen, doch die Professionalisierung hat auch ihre Liga erreicht. Es gibt so viel Aufwandsentschädigung, dass man für sie auch wirklich einen Aufwand betreiben muss. Der Trainer hat einen Co- und einen Torwarttrainer und einen Physio, der immer greifbar ist. Auch Viertligisten betreiben Geschäftsstellen mit hauptamtlichen Mitarbeitern und Öffnungszeiten, und so mancher Manager ist kein schlechterer Kaderplaner als Bra. . . lassen wir das.

Die Landesverbände haben ihre Amateurclubs dazu erzogen, sich an den Strukturen der Großen zu orientieren. Von oben kommen auch Spieler. Die Nachwuchsleistungszentren der Kapitalgesellschaften produzieren schließlich nicht nur absolute Spitze, von ihrer Arbeit profitieren ebenso Vereine unter den drei offiziellen Profiligen. Als Talent muss mit 18, 19 nicht aufhören, wenn Jogi einen absehbar nicht nominieren wird.

Weil es im Pokal auch schöne Antrittsgelder gibt, lässt sich ein ähnlicher Einfluss wie durch die Champions League auf die Bundesliga feststellen: Es qualifizieren sich in den Landesverbänden die üblichen Verdächtigen, die Rödinghausens, Oberneulands, Drochtersen/Assels. Die Profis unter Amateuren.

Durchaus normale Ergebnisse also in Runde eins. Also nicht aufregen, wenn heute Abend Cottbus die Bayern. . . Nein, dann natürlich doch! Das wäre eine Sensation. Eine echte.

Guenter.Klein@ovb.net

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