Cottbus – Das Stadion der Freundschaft platzt aus allen Nähten, ARD und Sky übertragen live, sogar in Japan und USA sind Bilder vom Spiel zu sehen: Viertligist Energie Cottbus darf heute zum Pokal-Hit gegen den FC Bayern (20.45 Uhr) zurück auf die ganz große Fußballbühne und freut sich nach schweren Wochen auf ein echtes Highlight.
„Die Aufmerksamkeit ist enorm und noch größer als zu besten Cottbuser Bundesligazeiten“, sagte Trainer Claus-Dieter „Pele“ Wollitz mit großer Vorfreude. „Für jeden Spieler ist es ein besonderes Spiel. Man sieht, dass die ganze Stadt aufgeregt ist und sich freut“, sagte Mittelfeldspieler Tobias Hasse der Lausitzer Rundschau.
In der Tat herrscht in Cottbus Ausnahmezustand. Bis zu 60 000 Tickets hätte der Klub absetzen können, nur gut 20 000 Zuschauer passen ins Stadion. Laut RBB dachte der Verein kurz über einen Umzug ins Berliner Olympiastadion nach, verwarf den Plan aber. „Unser Wohnzimmer ist und bleibt das Stadion der Freundschaft“, sagte Pressesprecher Stefan Scharfenberg-Hecht.
Der ehemalige Bundesligist (2000 bis 2003 und 2006 bis 2009) kann sich über einen warmen Geldregen freuen, die finanzielle Not ist nach dem abermaligen Abstieg in die 4. Liga groß. Allein der Ticketverkauf beschert Einnahmen von bis zu 350 000 Euro, die Preise wurden extra angehoben. Ein Sitzplatz kostet statt 20 nun 32 Euro.
„Das Wunschszenario ist, dass wir zur Halbzeit klar führen und Bayern zwei Rote Karten hat“, sagte Wollitz. Aber das war natürlich nur ein Scherz. Der Cottbus-Coach rechnet sich in Wahrheit nicht viel aus gegen die großen Bayern. „Du hast in solchen Spielen keine Chance“, meinte er. Seine Spieler sollen das Spiel einfach genießen. Bayern habe eine unglaubliche Qualität. „Wenn wir aber doch die Sensation schaffen, bin ich der Erste, der den Spielern gratuliert“, sagte Wollitz gestern.
Pech für Cottbus, dass in der Abwehr neben Robert Müller auch Neuzugang Ibrahim Hajtic kurzfristig verletzt ausfällt. „Jetzt haben wir noch einen etatmäßigen Innenverteidiger“, meinte Wollitz. Gerade aber die Defensive bereitete Energie zuletzt Sorgen. In der Liga gab es in drei Spielen neun Gegentore. Dennoch liegt Energie mit sechs Punkten als Fünfter auf Tuchfühlung mit der Spitzengruppe.
Im DFB-Pokal lieferten die Lausitzer in den letzten beiden Jahren tolle Spiele ab, scheiterten sowohl gegen den VfB Stuttgart als auch gegen den SC Freiburg erst im Elfmeterschießen.
Für den Cottbuser Kult-Keeper Tomislav Piplica ist ein Erfolg gegen den Rekordmeister durchaus möglich. „Wenn die Bayern denken, dass 50 Prozent reichen, dann wird es gegen Energie auf die Fresse geben“, sagte der 50-jährige. Piplica weiß, wie es geht. Der Keeper war bei den bislang einzigen Siegen von Energie gegen die Bayern dabei – in der Bundesliga in den Jahren 2000 (1:0) und 2008 (2:0). Und vielleicht folgt heute ja doch Überraschung Nummer drei. sid