Uli Hoeneß will nicht loslassen

Big Brother vom Tegernsee

von Redaktion

ELISABETH SCHLAMMERL

Uli Hoeneß hat sich rar gemacht in den vergangenen Wochen, in den vergangenen Monaten. Der Präsident des FC Bayern gab auch deshalb nur wenige Interviews, weil er wusste, dass dabei fast immer auch Fragen nach seiner Zukunft im Verein aufkommen. Ein paarmal gab es auch Antworten darauf, vage zwar, aber die Richtung war klar. „Der Tag ist nicht mehr fern, an dem ich sage: das war’s“, verkündete er rund um sein 40-jähriges Dienstjubiläum Anfang Mai. Und auch dieser Satz ist autorisiert von Hoeneß: „Jeder ist ersetzbar.“ Jetzt, am Rande eines Golfturniers, konkretisierte er, wie er sich seine Zukunft vorstellt – aber eben noch immer nicht, ob es sich um die ganz nahe, die ab November also, oder die noch etwas fernere handelt.

Es gibt Indizien, dass es so kommt, wie die „Bild“ Ende Juli berichtete und Hoeneß auf der Jahreshauptversammlung nicht mehr als Präsident kandidieren sowie den Vorsitz des Aufsichtsrat abgeben wird. Das Führungsduo Karl-Heinz Rummenigge/Uli Hoeneß hat sich längst entzweit. Wofür sich die Bayern früher immer rühmten – intern kontrovers zu diskutieren, aber nach außen eine einheitliche Meinung zu vertreten – passiert schon länger nicht mehr. Die Vorstellungen, in welche Richtung sich der FC Bayern entwickeln soll, sind wohl zu unterschiedlich.

Dass Hoeneß verriet, er werde auf alle Fälle im Aufsichtsrat bleiben, nur den Vorsitz abgeben, wenn er nicht mehr als Präsident kandidiere, ist keine große Überraschung. Aber die Verantwortlichen des Rekordmeisters, diejenigen, die es über die Präsidenten-Ära von Hoeneß hinaus bleiben, dürften es durchaus als kleine Warnung verstehen. Als „Big Brother vom Tegernsee“ wird er weiter ein Auge darauf haben, was passiert mit „seinem“ Verein, der sein Lebenswerk ist, und in welche Richtung es geht. Hoeneß lebt den Traum vom bodenständigen Fußball-Verein mit Herz, der sich sportlich behauptet gegen die seelenlosen Millionärs-Clubs. Und dafür wird er kämpfen – weiter als Präsident oder nur als einfaches Aufsichtsratsmitglied.

Elisaberth.Schlammerl@ovb.net

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