Bönigs Kampf gegen die getrübten Sinne

von Redaktion

REGIONALLIGA Garching in der Krise – seit dem Sieg gegen Türkgücü läuft nichts mehr

Garching – Obwohl er nicht erwartet hatte, im August bereits die erste Krise moderieren zu müssen, strahlt Philipp Bönig, 39, Ruhe und Zuversicht aus. Der Ex-Profi hat schon zu viel erlebt, da versetzt ihn so eine Startbilanz – sieben Spiele, sechs Punkte – nicht in Schnappatmung. Während sein zwei Jahre jüngerer Bruder Sebastian am Wochenende als Co-Trainer beim Bundesliga-Debüt von Union Berlins mitwirkte (0:4 gegen Leipzig), hatte Philipp vor dieser Spielzeit den VfR Garching in der Regionalliga Bayern übernommen.

Bei seiner ersten Trainerstation war Bönig, der einst beim FC Bayern ausgebildet wurde, in der Vorsaison mit dem BCF Wolfratshausen aus der Landesliga abgestiegen. Diese bittere Erfahrung sowie die vielen Jahre als Profi (140 Bundesligaspiele für den VfL Bochum, 96 Einsätze in der zweiten Liga für Bochum und Duisburg) sind in der aktuellen Situation gewiss hilfreich.

Am Samstag erlitten Bönig und sein neues Team mit der 0:2-Heimpleite gegen Wacker Burghausen die vierte Liganiederlage in Folge, schon heute Abend (19 Uhr) aber kann der VfR Wiedergutmachung betreiben. In der zweiten Runde des bayerischen Totopokals erwarten die Garchinger erneut den ehemaligen Zweitligisten in ihrem „Stadion am See“. Eine willkommene Abwechslung zum derzeit so tristen Liga-Alltag.

Dabei hatte es eigentlich gut begonnen. Nach drei Runden standen sechs Punkte zu Buche, insbesondere der 2:0-Heimerfolg über den ehrgeizigen Aufsteiger Türkgücü schien die Sinne allerdings zu trüben. Seither kam kein Zähler dazu, Bönig verortet das Problem nach 2:14 Toren aus den jüngsten vier Partien im mentalen Bereich. „80 Prozent“, so der VfR-Coach, „sind im Fußball Kopfsache“.

Trotz des Pokalgewinns 2015 in Ungarn mit Ferencvaros Budapest habe er, erzählt der dreimalige B-Nationalspieler (2003 und 2004 mit dem „Team 2006“), „in meiner Karriere meistens gegen den Abstieg gespielt“. Davon könne er jetzt profitieren. „Viel sprechen“ wolle er mit seiner Mannschaft, zumal er, obwohl er der weitaus bessere Fußballer war als seine Spieler, „keine Wunderdinge erwarte“. Er „kenne solche Phasen“, betont Bönig, nur in den weniger guten Zeiten zeige sich, „ob man wirklich ein Team ist“. Sich selbst nimmt er bei der Aufarbeitung freilich nicht aus, schon immer, so der VfR-Coach, sei er „sehr selbstkritisch gewesen“.

Dass ihm eine komplizierte Aufgabe bevorsteht, war Bönig schließlich von Beginn an bewusst. Zwölf Jahre lang hieß der Garchinger Trainer zuvor Daniel Weber, Bönig soll den VfR nun weiter in der Regionalliga etablieren. Deshalb gelte es nun vor allem, „sachlich und ruhig zu bleiben“, betont der neue VfR-Coach. Es ist ja immer noch erst August. MATTHIAS HORNER

Im Totopokal geht es heute gegen Wacker Burghausen

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