Der Unterschied zwischen den Bayern und dem BVB wird in solchen Spielen sichtbar. Gegen die Teams, die von ihren Möglichkeiten weit weg sind. Da sind die Münchner eine halbe Stunde ideenlos, die Kovac-Kritiker sehen sich wissend an, ihre Blicke sagen „Wir entwickeln uns unter ihm nicht weiter“ – doch eine Stunde später ist das Ergebnis eines der Kategorie standesgemäß. Hingegen die Dortmunder: Bei ihnen kann potenziell jedes Spiel misslingen, in denen der Tipper sie als Bank sieht. So geschehen am Samstagabend beim Bundesliga-Neuling Union Berlin. 1:3-Niederlage. Das erinnert daran, wie die Bayern 2002 auf St. Pauli 1:2 eingingen. Eine solche Rarität, dass man sie sich merkt.
Bayern 6:1 gegen Mainz, Dortmund 1:3 in Berlin – das sind die Ergebnis-Eckpfeiler des dritten Spieltags 2019/20. Früh steht also eine Niederlage in der Bilanz der Schwarz-Gelben, die offen wie nie ihre Meisterambitionen formuliert haben. Wie viele Niederlagen darf man sich aber leisten im Verlauf einer Saison? Drei, vier, recht viel mehr nicht. Lange bevor die Champions League losgeht, die die Dortmunder mehr belastet als die Bayern, hat der Herausforderer sein Konto belastet.
Es fiel auf, dass der BVB leblos wirkte an der Alten Försterei. Die Statistik wies nach, dass er viel weniger lief, den Kampf nicht annahm. Man fragt sich: Wozu hat man dann den bewährten Mahner Matthias Sammer? Er wirkt, so sein Titel, extern. Intern wäre besser für Dortmund, und Zeit hat Sammer als Nicht-mehr-TV-Experte ja.
Die Dortmunder kritisieren sich selber dafür, dass sie sich zu sehr auf ihre spielerischen Fähigkeiten verlassen hätten. Demnächst also mehr „Kratzen, beißen, spucken“? Dafür hat Lucien Favre keinen Lehrplan, dafür ist der Mann, der über die Fußstellung bei der Ballannahme doziert, nicht der passende Trainer. Der einzige Weg zum Titel: Dass die Spieler motivierende alte Klopp-Videos gucken. Favre darf es nur nicht merken.
Guenter.Klein@ovb.net