Schießt Timo Werner nun Tore, die dem FC Bayern gelten?

von Redaktion

Hertha BSC

„Das ist schon ganz anderen passiert“, sagte Niklas Stark. Ein klassischer Rechtfertigungssatz. Wenn ein Verteidiger ein Eigentor fabriziert hat, dann hilft der historische Verweis auf Franz Beckenbauer. Gab es jemals einen größeren Abwehrstrategen in Deutschland? Nein. Doch der „Kaiser“ schaffte es, in einer Woche gleich zweimal auf der eigenen Seite einzunetzen. Meist verhält es sich ja so: Eine Aktion ist gut gemeint, sie soll etwas retten, doch dann sorgt die Fußspitze für fatale Änderung der Ballflugkurve. Niklas Stark glaubte beim Berliner Spiel auf Schalke, „im Augenwinkel was gesehen zu haben“. Also ging er hin. Fehler. Anschließend war er so durch den Wind, dass er bei Missverständnissen mit Torwart Jarstein beinahe noch weitere Treffer produziert hätte.

Dafür sprang Karim Rekik ein. Starks Nebenmann in der Hertha-Abwehr besorgte das 2:0 für die bisher sturmschwachen Gelsenkirchener. Zwei Eigentorschützen in einem Team – gut verteilt.

Und auch in Freiburg war ein Eigentor-Lapsus zu besichtigen. Rafael Czichos vom 1. FC Köln markierte das 1:0 für den Sport-Club. Am Tag zuvor hatte der Innenverteidiger noch die Ansage getroffen: „Im Gegensatz zu meinen Kritikern weiß ich, was ich kann.“ Tja.

Über Eigentore von Verteidigern muss man einfach hinwegsehen. Niklas Stark etwa ist bei einer Google-Suche ja auch mit weiteren Einträgen („Stark mit verrücktem Eigentor statt Gomez-Treffer“, 2018) und „Stark trifft vorne und hinten“, 2019) vertreten. Joachim Löw hat ihn dennoch wieder für die Nationalmannschaft nominiert.

Bayer Leverkusen

Ein alter Bolzplatz-Grundsatz lautete: Drei Ecken – ein Elfer. Demnach hätte Bayer Leverkusen im Spiel gegen Hoffenheim sechs Mal vom Punkt schießen dürfen. 19 Ecken spielte Bayer heraus, Hoffenheim keine einzige Trotzdem endete die Partie mit dem Ergebnis, das klingt, als wäre gar nichts gewesen: 0:0. „Ich hätte lieber 18 Ecken weniger gehabt, und eine wäre drin gewesen“, meinte Leverkusens Spieler Lars Bender. „Wenn man so viele Ecken hat, muss man daraus auch Kapital schlagen – vor allem in so einem Spiel.“

Mag Peter Bosz, der eigenwillig-sture Trainer Bayers, etwa keine Standardsituationen? Ist es ihm zu banal, damit zu Toren zu kommen? Es gibt dazu zwei Wahrheiten: Leverkusen ist stark bei Freistößen. Aber Ecken passen nicht zu diesem Team, das seit dem Karriereende von Stefan Kießling keinen großen und kopfballstarken Spieler mehr im Sturmzentrum hat.

Die wichtigere Statistik als die mit den Ecken war für Peter Bosz die Schussbilanz; 20:6 Torschüsse belegen die Überlegenheit des Ballbesitzteams Leverkusen – gegen überraschend tief stehende Hoffenheimer. Bosz sah „unser bestes Saisonspiel.“ Doch wenn schon ein Team mit Offensivtradition wie die TSG 1899 sich gegen Leverkusen verschanzt, wird Bayer vielleicht doch mehr auf Standards setzen müssen. Lars Bender erwartet, „dass wir das nächste Woche üben werden“.

RB Leipzig

Er wäre gerne zum FC Bayern gegangen, er hatte sich hinhalten lassen und vergeblich auf ein finales Angebot aus München gewartet – als das nicht kam, verlängerte Timo Werner wohl oder übel bei RB Leipzig (bis 2023). „Natürlich passt es wie die Faust aufs Auge, dass ich verlängert habe und plötzlich treffe wie am laufenden Band“, sagt der Stürmer. Beim 3:1-Sieg in Mönchengladbach schoss er alle drei Tore und steht bei fünf aus drei Spielen – direkt hinter Robert Lewandowski von den Bayern.

Sind das nun Wut-Tore, die er erzielt? Sollen sie ein Signal sein an die Münchner („Ihr hättet mich holen sollen“)? Ist die Enttäuschung über aktuell nicht ausreichende Wertschätzung die Motivation für seinen Höhenflug? Werner selbst sieht keine Zusammenhänge. „Ich habe am Ende der letzten Saison und davor ja auch schon meine Tore und Vorlagen gemacht.“

In der Nationalmannschaft erhellt sich die Lage für Timo Werner. Zuletzt war er im Angriff nur noch Ersatz gewesen, doch Leroy Sané fällt aus (Kreuzbandriss), dadurch wird der Platz ganz vorne frei in den EM-Qualifikationsspielen gegen die Niederlande und in Nordirland. Nach der Woche beim DFB geht es in der Bundesliga dann mit dem Spitzenspiel Leipzig – FC Bayern weiter. „Ein super Heimspiel“, findet Werner, „wenn wir da nochmals etwas mitnehmen, kann uns das wirklich durch die ganze Saison tragen.“

Und was wäre erst los, wenn Timo Werner Leipzig zum Sieg schösse und er in der Torjägerliste Robert Lewandowski überholte? Auflösung hier in zwei Wochen. GÜNTER KLEIN

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