Die versammelten Experten haben irgendwie ja doch recht behalten. Serbien und die USA, so wurde prognostiziert, treffen sich zum Ende dieser Basketball-Weltmeisterschaft in China. Der Haken: Es geht nicht um Gold, noch nicht einmal um Bronze – um Edelmetall streiten sich ab heute andere. Die beiden haushohen Favoriten dieser Titelkämpfe trafen sich gestern in der bedeutungslosen Runde um die Plätze fünf bis acht. Man kann dafür natürlich Gründe finden. Gerade im Falle der erfolgsverwöhnten US-Amerikaner. Das Ensemble von Startrainer Gregg Popovich war kein Dream-Team wie seine Vorgängermodelle.
Und doch hat das Scheitern der Großen auch Botschaften. Zum Beispiel die: Die Szene ist zusammengerückt. Die Zugehörigkeit zu den wohl weltbesten Basketballschulen USA und Serbien ist keine Erfolgsgarantie mehr. Ob Argentinien, Frankreichs goldene Generation oder die unverwüstlichen Spanier – die Zahl derer wächst, die gerade unter den Bedingungen des K.o.-Systems die vermeintlich Besten stolpern lassen können.
Die langsame Verschiebung der Kräfteverhältnisse hat ja auch die ur-amerikanische Institution NBA zu spüren bekommen. 113 ausländische Profis aus 41 Ländern taten in der vergangenen Saison in den 30 Clubs der weltbesten Liga Dienst. So viele wie niemals zuvor. Man hat auch in China gesehen: Das Siegel NBA-Spieler ist eher Grundvoraussetzung als Unterscheidungsmerkmal.
Auch die Deutschen haben das bei ihrer fürchterlichen Bauchlandung auf Platz 18 schmerzhaft zu spüren bekommen. Mag schon sein, dass der Kader von Bundestrainer Henrik Rödl so breit aufgestellt ist wie keiner zuvor. Aber in der Spitze ist es dann halt doch ein feiner Unterschied, ob man denn nun einen NBA-Rollenspieler wie Maxi Kleber oder erprobte NBA-Hochkaräter wie Frankreichs Verteidiger-Funkturm Rudy Gobert oder den spanischen Veteran Marc Gasol in den Reihen hat. Oder eben einst Dirk Nowitzki bei den Deutschen.
Ein solcher ist aktuell nicht in Sicht. Auch für einen Dennis Schröder sind die Fußstapfen wohl zu groß. Dem DBB-Team bleibt die Hoffnung der Jugend. Dass es noch wachsen kann, bis die nächsten großen Aufgaben kommen. Viel Zeit hat man dafür freilich nicht. Nächsten Juni wartet die Olympia-Qualifikation. Gut möglich, dass man dort auch Serbien wiedersieht.
patrick.reichelt@ovb.net