Fünf Monate sind ein Wochenende

von Redaktion

EHC München startet bei euphorisierten Augsburger Panthern in die DEL-Saison

VON GÜNTER KLEIN

Augsburg – Den 6. September 2019 haben die Augsburger Panther für immer im Vereinsgedächtnis abgespeichert. „Es war“, sagt Duanne Moeser, seit über 30 Jahren im Club (erst als Spieler, danach als Sportmanager), „der Tag, an dem die Hölle los war im Curt-Frenzel-Stadion.“ Auf dem Eis lieferten die Panther dem schwedischen Spitzenteam Lulea HF einen Schlagabtausch wie in einem finalen Playoffspiel, und auf den Rängen des fast ausverkauften Hauses ging es ebenfalls zu, als wäre die Uhr zurückgedreht auf die „Crunchtime“ im Frühjahr. „Es fühlte sich an“, so Moeser, „als wären zwischen dem letzten Heimspiel im April und dem ersten im September nicht fünf Monate gelegen, sondern nur ein Wochenende.“

Augsburg ist angenehm verwirrt ob dieser Jahreszeitendurcheinander-Lage, Platz drei in der DEL (Februar), das Best-of-Seven-Halbfinale gegen München (April) und der gelungene Einstieg in die Champions Hockey League mit drei Siegen aus vier Spielen haben die alte Eishockeystadt beflügelt. 300 Fans waren in Lulea dabei, 1500 in Belfast, ein Sonderzug mit 700 Plätzen zur CHL-Fortsetzung im Oktober ist ausgebucht – und jetzt startet auch wieder die Deutsche Eishockey-Liga. Mit der Begegnung Augsburg – München (heute, 19.30 Uhr). „Super, dass wir gegen München anfangen“, sagt der Augsburger Torwart Markus Keller – und bringt das Strahlen gar nicht mehr aus dem Gesicht: „Wir haben eine Rieseneuphorie, es macht gerade überall Spaß. Ich bin sehr optimistisch.“

Über sieben Spiele rangen Panther und EHC im Halbfinale miteinander, sogar bis in die dritte Verlängerung hinein, immer war es knapp und torarm. Es würde nicht verwundern, wenn das erste Spiel der neuen Saison auch wieder so verläuft. Star der Augsburger war im April der kanadische Torhüter Olivier Roy. Im Juli hatte er eine Blinddarm-Operation, kürzlich verletzte er sich im Training am Finger – doch er hatte schon wieder einige starke Auftritte in der Vorbereitung. Doch auch Torwart-Vize Keller überzeugte.

Es ist ja immer die Frage, ob es ein Vorteil ist, wenn eine Mannschaft, die erfolgreich war, zusammenbleibt – wie im Fall Augsburg. Vor zwei Jahren hatten die Panther ebenfalls eine gute Mannschaft, sie war Sechster in der DEL geworden – und stürzte in der Saison danach auf Rang zwölf. Könnte doch wieder passieren, oder? Duanne Moeser wehrt ab: „In der damaligen Mannschaft hatten wir Probleme. Jetzt gibt es keinen Grund, dass es nicht wieder anfangen könnte, wo es aufgehört hat.“ Die einschneidende Veränderung: Trainer Mike Stewart ging nach Köln, Chef ist nun der bisherige Assistent Tray Tuomie, Markus Keller: „Eine gute Lösung. Er weiß, wie er die Spieler angehen muss.“ Das Taktik-System Stewart hatte Tuomie mit erfunden.

Für München ist das kein leichtes Startprogramm. Denn dem Derby in Augsburg folgt am Sonntag (16.45 Uhr) das Heimspiel gegen die Düsseldorfer EG, die ebenfalls zu den größeren Clubs gerechnet wird. Allerdings: Die personelle Kontinuität von Augsburg kann die DEG nicht einbringen. Es kam zu einem Umbruch, Trainer Harold Kreis bekam 17 neue Spieler. Sein bester Scorer Philipp Gogulla steht nun beim EHC München in der ersten Sturmreihe.

Düsseldorf war vorige Saison lange Dritter, fiel dann wegen der Tordifferenz auf sechs – und scheiterte in einer dramatischen Viertelfinalserie an eben Augsburg. Kapitän Alex Barta (spielte auch schon für München) verletzte sich wie einige andere im siebten und letzten Spiel, ihm riss das Innenband im Knie. Er hielt durch. „Es gibt immer nur zwei Möglichkeiten: Geht oder geht nicht. Es ging.“ Aber: „Im Halbfinale wäre es nicht mehr gegangen. Bei anderen auch nicht. Wir mussten schmunzeln, wenn wir daran dachten, wie das gegen Mannheim im Halbfinale geworden wäre. Wir hätten zweieinhalb Reihen gehabt. Wir wären chancenlos gewesen.“

So sieht man sich für Sonntag in München überhaupt nicht. Der Sportliche Leiter der DEG, Niki Mondt: „Ich würde nicht alles verwetten, dass München und Mannheim die beiden vorderen Plätze belegen. Man kann weiter hoffen, dass man sie in einem normalen Spiel schlägt.“

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