München – Wenn Tyson Fury (31, Nummer vier der Welt) auftritt, weiß man nie genau, was passiert. Die Frage, wer der beste Schwergewichtsboxer der Welt ist, wird in der Nacht zu Sonntag in Las Vegas aber sicher nicht beantwortet. Denn der Gegner des selbst ernannten „Gipsy King“ ist weder Anthony Joshua (29, Nummer drei) noch Deontay Wilder (33, Nummer zwei) oder der amtierende Überraschungsweltmeister nach Version der IBF, WBO und IBO Andy Ruiz (30), sondern: Otto Wallin (28).
Der Schwede, Nummer 46, ist in seinen 20 Profikämpfen ungeschlagen, stand aber noch keinem echten Schwergewicht gegenüber. „Fury macht nur easy Fights, für die sich niemand interessiert“, poltert deswegen Joshua-Manager Eddie Hearn. Fury lässt das kalt. „Ich habe gar kein Interesse daran, an zukünftige Fights zu denken. Sie werden am Samstag einen großartigen Kampf sehen“, versprach er laut Boxen1.com und ergänzte: „Otto Wallin ist eine große Blondine, so wie ich sie mag.“
Dass der Brite entspannt in die Zukunft blicken kann, liegt auch an seinem Deal mit ESPN. Der US-Sportsender zahlt ihm für fünf Kämpfe rund 90 Millionen Euro. Erstes Opfer war im Juni der Deutsche Tom Schwarz, der in der zweiten Runde k.o. ging, Wallin ist der zweite „Herausforderer“. Ein Duell mit Joshua, der bei ESPN-Konkurrent DAZN unterschrieben hat, ist nicht in Sicht. Für Fury wäre das ohnehin „der leichteste Kampf aller Zeiten“, ich würde „ihm ein Ei abschlagen“. Ein Rematch gegen Wilder – nach dem umstrittenen Unentschieden 2018 – ist frühestens im Februar realistisch. Sofern sich ESPN und Wilders TV-Partner Showtime einig werden.
Für Großmaul Fury, 31, gibt es ohnehin nur einen wahren Champion: ihn selbst. „Ich kann alle Schwergewichte dieser Welt mit nur einer Hand besiegen“, posaunte er. „Ich bin ein Freak der Natur. Ich widersetze mich jedem Gesetz der Schwerkraft.“ Einem Mann seiner Größe und seines Gewichts sollte es unmöglich sein, sich so zu bewegen, wie er es könne, protzte Fury. Dieses überbordende Selbstverständnis hat der 2,06-Meter-Koloss immer – egal, was passiert. MATHIAS MÜLLER