Ruhpolding – Es ist Karin Orgeldinger schon sehr wichtig gewesen, sich noch einmal mit Laura Dahlmeier zu treffen, mit ihr zu reden über das abrupte Karriereende in eher noch jungen Jahren. Schließlich war die Garmisch-Partenkirchnerin einige Zeit die Paradefigur gewesen im deutschen Biathlon, hatte zwei olympische Goldmedaillen gewonnen und acht WM-Titel. Da kann man als Sportdirektorin nicht so ohne Weiteres zur Tagesordnung übergehen. „Ich wollte wissen, welchen Weg nun Laura geht,“ sagte Orgeldinger. Immerhin hat die ehemalige Fechterin beim Zwiegespräch in München in Erfahrung bringen können, dass die inzwischen 26-Jährige dem Deutschen Ski-Verband (DSV) nicht so ganz den Rücken kehren wird: Die Ex-Biathletin hat vor, den B-Trainerschein zu machen. Orgeldingers Kommentar zu diesem Plan: „Super. Das freut uns sehr.“
Ein wirkliches Comeback beim DSV – etwa als Coach – wird aber zumindest vorerst nicht stattfinden. Laura Dahlmeier macht die Ausbildung vor allem aus persönlichem Interesse, um ihren früheren Lieblingssport sportwissenschaftlich zu durchleuchten. Ansonsten dürfte von ihrer Seite aus vorläufig nicht allzu viele Berührungspunkte mit der Skijägerei geben. Orgeldinger meinte: „Laura möchte Abstand gewinnen und schauen, was das Leben außerhalb des Biathlons bringt.“ Nicht ganz überraschend lebte sie ihren Freiheitsdrang zuletzt im fernen Ausland aus: Die leidenschaftliche Alpinistin war in Pakistan und Iran beim Klettern. Für den Fall, dass sie eines Tages doch Neigung verspüren sollte, wieder in den Wintersport einzusteigen, liege es laut Orgeldinger ganz an ihr, die Initiative zu ergreifen: „Wir haben uns darauf geeinigt, dass Laura dann auf uns zukommt.“
Bernd Eisenbichler, der neue Sportlicher Leiter Biathlon, sieht sich nun vor eine nicht ganz einfache Aufgabe gestellt: „Laura wird nicht eins zu eins zu ersetzen sein.“ Immerhin hat sich bei der letzten WM in Östersund mit der dreifachen Medaillengewinnerin Denise Herrmann bereits eine neue Frontfrau präsentiert. Und die frühere Langläuferin knüpfte auch im Sommer an ihre Form an. „Denise hat die Maßstäbe gesetzt“, befand Cheftrainer Mark Kirchner. Somit sind die sportlichen Leiter guter Dinge, dass sich an der Zielsetzung nicht viel ändern wird. Eisenbichler sagt: „Wir müssen Medaillen gewinnen, das ist ganz klar.“
Der 43-jährige Siegsdorfer, der Björn Weisheit abgelöst hat und zuvor 13 Jahre im US-Verband arbeitete, setzt dabei mittelfristig auch auf den neuformierten Perspektivkader. Die ersten jungen Kräfte zeigten sich schon bei den deutschen Meisterschaften auf Rollerski am Arber. Eisenbichler nannte die Talente Janina Hettich, Anna Weidel und Juliane Frühwirt.
Vor der Saison eins nach Laura Dahlmeier meinte Orgeldinger einerseits: „Die Lücke, die Laura hinterlassen hat, ist groß. Wir brauchen auch keinen Hehl daraus machen, dass wir gerne noch ein paar Jahre mit Laura weitergemacht hätten.“ Doch die 51-Jährige merkte auch an: „Mir ist nicht wirklich bange.“ ARMIN GIBIS