Dongguan – „Debakel“, „Weckruf“, „Quittung“ – das mediale Echo auf den krachenden K.o. des Teams USA fiel deutlich aus. Zum Selbstverständnis der Basketball-Supermacht passt das Viertelfinal-Aus bei der WM in China so gar nicht. Die Konsequenzen werden schon diskutiert.
„Das Leben geht weiter“, sagte Trainer Gregg Popovich nach der verdienten 79:89-Niederlage gegen Frankreich. Doch die große Frage, die auch die sportaffine US-Öffentlichkeit bewegt, ist: Wie geht es weiter für das Aushängeschild des Basketball-Mutterlandes? Kehren nach dem Ende der 58 Siege währenden Erfolgssträhne bei FIBA- und Olympiaturnieren zu den Sommerspielen in Tokio Superstars wie LeBron James, Steph Curry oder James Harden zurück?
„Von dieser WM bleibt ein Weckruf“, schrieb „ESPN“: „Amerikas Topspieler müssen ihre Pläne für den nächsten Sommer überdenken. Die Welt ist mittlerweile voll von Nationalmannschaften, die ein zerrissenes amerikanisches Team entlarven können.“
Vor dem Start der Vorbereitung im August hatten die Topspieler Popovich abgesagt. Zu unattraktiv schien ihnen die WM ein Jahr vor Olympia, das eine stärkere Anziehungskraft ausübt. Zu groß war die Sehnsucht nach einer Pause vor dem Beginn der nächsten kraftraubenden Saison im Millionenzirkus in Übersee. Übrig blieben am Ende zwölf NBA-Profis, die nicht zur absoluten Elite gehören. „Zu sagen, dies ist ein B-Team, ist eine Untertreibung“, schrieb „USA Today“. In China spielt eher ein C-Team – das reicht auf internationalem Level nicht mehr.
Die USA wirkten spätestens nach der Niederlage im Testspiel in Australien verwundbar, dann brauchte Popovichs Team in der Vorrunde eine Verlängerung gegen die Türkei. Im K.o.-Duell war Frankreich angeführt vom überragenden NBA-Profi Rudy Gobert strukturierter, stärker. Das Level des europäischen Topteams war für einige US-Profis offenbar erstaunlich, dabei hatten die Amerikaner schon 2016 in Rio mit Kevin Durant, Kyrie Irving und Carmelo Anthony nur knapp gegen die Franzosen gewonnen.
Nun räumte US-Profi Joe Harris ein, dass der Gegner die Partie von Beginn an dominiert hatte. Und trotzdem ist es fraglich, ob die allerbesten US-Boys in Zukunft bereit sein werden, an der WM teilzunehmen. Die Supermacht ist zumindest auf FIBA-Ebene in der Sinnkrise. sid