Nur-Sultan/Frankfurt – Frank Stäbler fiel vor Erschöpfung neben die Matte. Nachdem sich der dreimalige Weltmeister allen Zweiflern zum Trotz doch noch das Ticket für die Olympischen Spiele geholt hatte, fiel eine riesige Last vom Vorzeigeathleten des Deutschen Ringer-Bundes (DRB) ab.
Durch den Einzug ins kleine Finale bei seiner letzten WM-Teilnahme und dem Gewinn der Bronzemedaille kann der 30-Jährige im kommenden Jahr in Tokio seinen Frieden mit Olympia machen.
„Ich kann es nicht glauben, dass ich die Quali noch geschafft habe. Das ist unfassbar“, sagte der überglückliche Stäbler, der nach den Spielen in Japan seine Karriere beenden wird. „Das war einer der schwierigsten Momente in meiner gesamten Karriere“, beschrieb der Griechisch-Römisch-Spezialist die Ausgangslage vor dem entscheidenden Kampf in der Klasse bis 67 Kilogramm bei der WM in Kasachstan: „Der Druck war so unglaublich hoch.“
Stäbler, der im Achtelfinale gegen den kubanischen Olympiasieger und späteren Weltmeister Ismael Borrero Molina aus dem regulären Wettkampf ausgeschieden war, hielt ihm stand. Im entscheidenden Kampf der Hoffnungsrunde setzte sich der Schwabe knapp mit 2:1 gehen Hansu Ryu durch. Im Kampf um Bronze zeigte der Deutsche einen seiner famosen Auftritte, für die er berühmt ist. Nach einem zwischenzeitlichen 0:5 gewann er noch 6:5 gegen den Ägypter Mohamed Elsayed.
„Nach dem Rückschlag vom Sonntag war das eine absolute Spitzenleistung von Frank. Das war wieder der Frank, wie wir ihn kennen“, sagte DRB-Präsident Manfred Werner: „Es gehört viel dazu, im entscheidenden Kampf für Tokio so eine Leistung zu bringen. Durch die Qualifikation kann er sich jetzt gezielt auf Olympia vorbereiten und muss nicht bei den harten Quali-Turnieren im Frühjahr ran.“
In Tokio möchte Stäbler, der in den Tagen und Wochen vor der WM mehrere Kilo für das Erreichen des Limits abgenommen hatte, seine offene Rechnung mit Olympia begleichen. Im Jahr 2012 landete Stäbler auf dem vierten Platz, 2016 war es aufgrund einer Verletzung Rang sieben. Die Erfahrung aus Kasachstan soll ihm in Tokio helfen.
„Vor dem Kampf gegen Molina am Sonntag habe ich kurz geschlafen, dann konnte ich den Körper nicht mehr hochfahren. Der Kampf war vorbei, bevor er begonnen hatte. Das war Künstlerpech – aber das wird mir nie mehr passieren“, beteuerte Stäbler: „Ich wusste, dass eine Schlacht verloren war – aber nicht der Krieg. Für die Hoffnungsrunde hatte ich mir vorgenommen, nochmal alles rauszuhauen, obwohl mein Körper eigentlich im Eimer war. Wenn schon, dann wollte ich mit wehenden Fahnen untergehen.“
Neben Stäbler sicherten auch Denis Kudla und Eduard Popp Olympiaplätze für die Spiele in Tokio. sid