Klopp und Bayern – geht das?

von Redaktion

Viele wünschen sich den Welttrainer auf der Bank des Rekordmeisters

VON DANIEL MÜKSCH

München – Deutschland ist wieder Weltmeister – zumindest auf der Trainerbank. Jürgen Klopp ist nach Jupp Heynckes (2013) und Joachim Löw (2014) zum dritten deutschen Welttrainer gewählt worden. Der 52-Jährige setzte sich bei der Wahl in Mailand gegen Pep Guardiola und Mauricio Pecchetino durch.

Verdient, keine Frage – aber viele Bayern-Fans fragen sich nun mehr denn je: Wäre Klopp auch einer für uns? Würde das passen? 2008 wäre der heutige Liverpool-Coach fast in München gelandet. Beim Rekordmeister erhielt allerdings der Favorit von Karl-Heinz Rummenigge, Jürgen Klinsmann, damals den Zuschlag. Jürgen Klopp, für den sich Uli Hoeneß ausgesprochen hatte, heuerte in Dortmund an. Der Rest ist deutsche Fußballgeschichte.

Ist es dennoch vorstellbar, dass Klopp noch einmal den FC Bayern trainiert? Wir haben die Frage von beiden Seiten aus beleuchtet.

Warum Jürgen Klopp auf jeden Fall noch einmal Bayern-Trainer wird:

Jürgen Klopp liebt Herausforderungen. Es macht ihm Spaß, Vorurteile zu widerlegen. Diese Chance bekommt er beim FC Bayern. Den Pessimisten, die einer Liaison zwischen ihm und dem FC Bayern vornherein ein Scheitern prognostizieren, würde er allzu gerne das Gegenteil beweisen.

Zudem strebt er nach dem maximalen Erfolg. Und in Deutschland ist der Ritterschlag für einen Trainer nun mal: Erfolg mit dem FC Bayern. Das wäre die Krönung seiner märchenhaften Trainerlaufbahn. Aber auch für den FC Bayern macht eine Verpflichtung Klopps Sinn. Erst recht nach dem Uli Hoeneß aus der ersten Reihe zurücktritt und Mitte November als Präsident und Aufsichtsratsvorsitzender „Adieu“ sagt.

Damit fehlt dem Verein sein prägendes Gesicht nach außen, sein Markenkern. Oliver Kahn verfügt über das Potenzial, in diese Fußstapfen treten. Allerdings hat er noch nicht bewiesen, dass er einen Verein in der täglichen Arbeite führen kann. Jürgen Klopp dagegen schon.

Und der Champions-League-Gewinner bringt eine Fähigkeit mit, die besonders Hoeneß in der Bayern-Familie als für unabdingbar empfindet: Klopp emotionalisiert. Er ist kein kühler Taktiker wie Pep Guardiola oder Thomas Tuchel. Die Fans dürfen an seinen Emotionen teilhaben.

Er verleiht einem Fußball-Club Seele. Und die Münchner Fußballseele ist an der Säbener Straße besonders sensibel.

Warum Jürgen Klopp niemals Bayern-Trainer wird:

Der Ex-Dortmunder sucht sich immer Vereine, die ihm am Herzen liegen. Sei es Mainz, Dortmund oder Liverpool. Er hat eine Vorliebe für Traditionsvereine, die gerade schwierige Zeiten durchleben, beziehungsweise die am Boden liegen. Seine Lieblingsposition ist die des Underdogs, der die Platzhirsche der vergangenen Jahre vom Thron stößt.

Underdog? Außenseiter? Diese Begriffe kennt man beim FC Bayern nur vom Hörensagen. Klopp benötigt allerdings das Gefühl, nach einer Durststrecke gestalten zu können und zwar mit breitem Vertrauen im gesamten Umfeld. Dann lässt er keinen Stein auf dem anderen und formt den Verein nach seinen Vorstellungen. Ist die Metamorphose á la Klopp abgeschlossen, kann die Klopp-Rakete zünden. Nur: Es ist schwer vorstellbar, dass der FC Bayern einem Trainer noch einmal so viel Macht in die Hand gibt, wie sie Jürgen Klopp fordert und für den Erfolg seines Systems benötigt. Zu traumatisch sind in München noch die Erinnerungen an Ex-Trainer Jürgen Klinsmann, der 2009 einen völlig umgekrempelten und völlig orientierungslosen Verein hinterlassen hat. Auch Pep Guardiola hat mit seiner Machtfülle Wunden hinterlassen.

Gegen ein Bayern-Engagement spricht noch, dass Klopp andeutete, wie viel Energie der tägliche Job bei einem Topclub ihm abverlangt. Mit 52 Jahren ist Klopp nicht mehr der Jüngste. Erst recht, wenn man die angekündigte Auszeit nach Liverpool einberechnet. Ein Karriere-Abschluss als Bundestrainer könnte seinem Energielevel eher entsprechen.

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