Wagner: Die sozialen Medien sind asozial

von Redaktion

Fußball-Stars verdienen inzwischen Millionen im Netz – der Ex-Bayer versteht das nicht

VON DANIEL MÜKSCH

München – Über die Person Sandro Wagner kann manvieles sagen – eines allerdings nicht: dass der Ex-Bayern-Stürmer langweilt. Mal macht er äußerst deutlich, dass er der „beste deutsche Stürmer“ sei und Bundestrainer Joachim Löw im DFB-Sturm an ihm nicht vorbeikäme. Mal merkt er an, dass Bundesligaprofis seiner Einschätzung nach zu wenig Geld verdienen.

Zumindest dieses Problem hat sich für ihn bei seinem aktuellen Verein, Tianjin Teda, in China mit großer Sicherheit erledigt. 15 Millionen Euro soll er dort angeblich in zwei Jahren verdienen. Doch der 31-Jährige nimmt auch aus der Ferne kein Blatt vor den Mund. Sein neuestes Zielobjekt: die kickenden Kollegen und ihre Inszenierungen in den sozialen Medien: „Ich finde das immer ein wenig befremdlich, wenn Kollegen das ganze Wohnzimmer wie ein Fußball-Museum dekorieren.“

Stattdessen plädiert er bei „t-online.de“ dafür, sich nicht so wichtig zu nehmen: „Wir Fußballer sind als Menschen nicht anders als beispielsweise diejenigen, die für acht Euro in der Stunde unsere ältere Generation pflegen.“ Sein Urteil über die Unterbezahlung an der Spitze des Fußballgeschäfts hat er anscheinend noch einmal überdacht.

Die sozialen Medien lassen ihn allerdings nicht los. Ihrer zunehmenden Bedeutung kann der achtfache Nationalspieler nichts abgewinnen: „Soziale Medien sind für mich ein ganz großes Übel. Wie dort miteinander umgegangen wird, so stumpf, asozial, sinnlos. Ich finde diese Entwicklung krank“, urteilt Wagner in seiner gewohnt wenig zurückhaltenden Art.

Immerhin hat sich der gebürtige Münchner mit dem Thema auch schon einmal in der Praxis beschäftigt. Er habe sich im Trainingslager anonym bei Instagram angemeldet, „um zu schauen, was dort abgeht. Und wenn ich diese ganzen kleinen Instagram-Gangster sehe mit ihren Goldketten. Im echten Leben muss Mami kommen, wenn es ein Problem gibt.“

Wagner und die sozialen Medien – ein innige Freundschaft wird darraus wohl nicht mehr wachsen. Wobei: Provokant, wortgewandt und nie um einen Spruch verlegen – eigentlich verfügt der Profi über beste Voraussetzungen für eine steile Social-Media-Karriere und das finanzielle Potenzial, das sich dahinter verbirgt. Superstar Cristiano Ronaldo verdient momentan beispielsweise mit einem kommerziellen Post alleine fast eine Million Dollar.

Aber finanziellen Gründe scheinen wenigstens für die Tochter von Sandro Wagner, nur noch zweitrangig zu sein. Sie habe ihn vor seinem China-Wechsel gefragt: „Papa, warum willst Du noch mehr Geld verdienen. Du hast doch bereits schon einen Porsche.“

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