München – Am Montagabend hatte Paul Zipser nur noch ein Ziel: Rein ins Flugzeug und „einfach nur noch schlafen“. Damit war es für den Nun-Wieder-Bayern-Basketballer zuletzt nicht weit her. Wie die Nationalmannschaftskollegen Danilo Barthel und Maodo Lo war Zipser praktisch direkt von der WM in China ins Münchner Trainingslager nach Uruguay gereist. Shanghai, Frankfurt, Montevideo und nun wieder München – das heißt mehr als einmal um den Globus in Sachen Basketball.
Immerhin: die Weltreise ging für Zipser mit einem weit besseren Gefühl zu Ende, als sie begonnen hatte. Nach einer intensiven Trainingswoche durften die Bayern am Sonntag bei der NBA G League Challenge nach einem 93:84-Finalsieg über das Team USA den 15 Kilo schweren Goldpokal stemmen. Optimale vier Siege hatten die Bayern aus ihren vier Turnierspielen mitgenommen.
Das mag nicht unbedingt die größte Aussagekraft haben, wie Zipser befindet. „Flamengo Rio de Janeiro hat ganz guten Basketball gespielt aber auch nicht auf Euroleague-Niveau“, sagte er, „und die anderen Gegner wurden für dieses Turnier zusammengewürfelt – insofern musste das schon unser Anspruch sein, dass wir das Ding vielleicht gewinnen.“
Man kann nun sicherlich darüber streiten, ob zur Vorbereitung auf die Saison nicht auch das ein oder andere Duell mit einem der Schwergewichte der Szene nützlich gewesen wäre, wie man sie in den vergangenen Jahren auf dem Programm hatte. Schon die kommende Woche wird da erste Aufschlüsse bringen. Drei Tage nach dem ersten BBL-Einsatz am Montag gegen die Hamburg Towers haben die Bayern im Audi Dome auch schon den Euroleague-Auftakt gegen das kräftig aufgerüstete Olimpia Mailand vor sich. Und Zipser ahnt: „Bis dahin müssen wir schon noch an vielen Dingen arbeiten.“
Ihre Effekte hat die „Baywa Basketball Tour“ aber allemal gehabt, wie der 25-Jährige findet. Vor allem für die Nationalspieler war nach dem WM-Frust (Zipser; „So wie wir Basketball gespielt haben, war es eine Verschwendung von Talent“) das komplett neue Umfeld gut fürs Gemüt. „Uruguay ist ein schönes Land, es erinnert mich an Spanien“, sagte Zipser, „ich hätte gerne mehr gesehen.“ Und der neue Kader scheint auf der Reise, die den Bayern-Tross zunächst ja nach Miami führte, zusammengerückt. Die Chemie stimmt, wie Zipser findet. Was schon keine schlechte Voraussetzung ist vor neun intensiven Saison-Monaten, in denen die Bayern wohl nicht viel weniger als 80 Spiele absolvieren werden. Und sportlich „haben wir uns von Spiel zu Spiel weiterentwickelt“, fand auch Petteri Koponen. Vor allem den Neu-Bayern wie DeMarcus Nelson und NBA-Centerturm Greg Monroe hat die Testphase gut getan. Gerade Monroe ließ immer wieder aufblitzen, welchen Wert er in den nächsten Monaten für die Bayern haben könnte.
Und dabei hatten die Münchner ja auch in Montevideo, wo sie abgesehen vom glattroten neuen Trikot noch längst nicht das Gesicht der neuen Spielzeit gezeigt. Barthel wurde wegen einer Schulterblessur im Finale geschont, Josh Huestis (Knie) die ganze Woche in Uruguay, Neu-Spielmacher T.J. Bray machte die Reise wegen einer Fuß-OP gar nicht erst mit. Genauso wie die WM-Fahrer Vladimir Lucic und Mathias Lessort, die nach kurzem Ausspannen in der Heimat zu Wochenbeginn direkt nach München reisten. Lessort führte sich stilecht gleich mit einem Oktoberfestbesuch ein.
Der Rest des Teams wird es ihm in den nächsten Tagen gleich tun. In einem kurzen Vorbereitungsendspurt, in dem man wohl auch nicht allzu viel Ruhe finden wird. Doch daran haben sich gerade Spieler wie Paul Zipser mittlerweile ja hinlänglich gewöhnt.