Der neue DFB-Präsident

Und wieder „Ab heute alles anders“

von Redaktion

GÜNTER KLEIN

Man hat zuvor gar nichts darüber gelesen – aber am Freitag muss Weltmännerumarmungstag gewesen sein. Er findet nur alle drei Jahre statt und fällt zusammen mit dem Bundestag des Deutschen Fußball-Bundes. Der hat einen neuen Präsidenten wählen müssen, weil ihm der alte abhandengekommen war. Die Szenarien nun im Saal „Harmonie“ des Frankfurter Kongresszentrums waren aber die gleichen wie 2016, als Reinhard Grindel als oberster DFBler inthronisiert wurde. Herren, die sich in die Arme fallen, dass ihr Zwirn tiefe Falten wirft. Und die so erleichtert sind, als hätten sie bei ihrer Wahl einen Gegenkandidaten gehabt. Da es beim DFB nicht nur den einen Präsidenten, sondern eine Heerschar an Vizes gibt (Aus der Pressemitteilung: „Auch der Zweite und Dritte Stellvertretende Sprecher des DFL-Präsidiums rücken zu DFB-Vizepräsidenten auf“), kommt es zu einer Vielzahl an Umarmungs-Kombinationen, die lediglich die Quotenvizepräsidentin Hannelore Ratzeburg durchbricht.

Fast alles ging einstimmig durch, die zehn Gegenstimmen und sieben Enthaltungen, die der Bayer Reiner Koch kassierte, wirken da fast schon wie ein Misstrauensvotum. Doch das sind schon die Feinheiten eines Bundestags, die breitere Öffentlichkeit interessiert sich natürlich für den Newcomer an der Spitze, für Fritz Keller, den Winzer aus Freiburg. Der richtige Mann?

Das kann man am Wahltag natürlich noch nicht sagen. Man kann nur beurteilen, wie er sich präsentiert hat. Keller hat schon versucht, anders zu wirken. Er ist nicht hinter dem Rednerpult gestanden, sondern daneben, seinem Publikum mehr zugewandt als sich über es erhebend, er war in Powerpoint-Präsentations-Stimmung und seine Ansprache auf angenehme Weise etwas unstrukturiert. Aber er hat auch keine Floskel ausgelassen und sich mit Lob in alle Richtungen eingeführt. Als wolle er nirgendwo konkret anecken. Ganz sicher aber wird er unbequem sein müssen, will er einen Verband reformieren, der weiterhin auf das Personal setzt, das großteils zu seiner jetzigen Lage beigetragen hat.

Fritz Keller möchte totale Transparenz schaffen, eine externe Kontrollstelle sein, bei Bedarf dazwischengrätschen. Hört sich alles richtig an. Doch es war eben auch Weltgutevorsätze- und Weltabheutewirdallesanderstag. Sie fallen traditionell zusammen mit dem Weltmänner-umarmungstag.

Guenter.Klein@ovb.net

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