„Vor Fehlern ist niemand sicher. Das Kunststück besteht darin, denselben Fehler nicht zweimal zu machen.“ Nimmt man das Zitat des ehemaligen englischen Premierministers Sir Edward Heath als Maßstab, ist Ilkay Gündogan dieses Kunststück gründlich misslungen.
Man könnte das „Like“ des deutschen Nationalspielers für das Foto mehrerer türkischer Fußballer in Militärpose als „ungeschickt“, „unbedacht“ oder „naiv“ bezeichnen. Wäre da nicht die Erdogan-Türkei-Historie des Mittelfeldspielers von Manchester City. Spätestens seit dem Empörungs-Tsunami, den sein Propaganda-Bild mit dem türkischen Präsidenten Recep Erdogan im letzten Jahr kurz vor der WM ausgelöst hat, muss Gündogan bewusst sein, wie kritisch jede Äußerung von ihm zu dem Heimatland seiner Eltern bewertet wird.
Das Motiv der türkischen Spieler mag mit viel Wohlwollen als Torjubel durchgehen. Jedoch die Zeilen, mit denen Gündogan-Freund Cenk Tosun seinen Post versehen hat, lassen kein anderes Urteil zu, als dass sich hier Fußball und Politik vermischen: „Für unsere Nation, besonders für diejenigen, die ihre Leben für unser Land riskieren“, ist dort zu lesen. Die Ausrede: Er ist ja nur ein Fußballer, greift für Gündogan zu kurz. Er ist intellektuell in der Lage, sein Handeln einzuordnen. So hat der gebürtige Gelsenkirchener das Abitur beispielsweise mit der Note 2,8 bestanden.
Abgesehen davon sind Fußballer vom Format eines Ilkay Gündogans inzwischen kleine mittelständische Unternehmen – mit diversen Geschäftspartnern und umfangreichen Aktivitäten abseits des Rasens. Und wenn Gündogan – aus welchen Gründen auch immer – es nicht schafft, die Dimensionen seiner öffentlichen Verantwortung einzuschätzen, muss er sich ein professionelles Umfeld aufbauen, das mit dem nötigen Weitblick agiert. Aber auch das scheint der 28-Jährige im Laufe des letzten Jahres, nicht in die Wege geleitet zu haben. Dabei wäre es dringend nötig. Dass Gündogan der Meinung ist, er habe nur das Foto eines Freundes geliked, zeigt: Er braucht Nachhilfe im Umgang mit den sozialen Medien. Trotz seines Gala-Auftritts reist der Doppel-Torschütze als Verlierer zurück nach Manchester.
Ein dritter Fehler dieser Art wäre wohl gleichbedeutend mit dem Aus für den deutschen Nationalspieler Ilkay Gündogan.
Daniel.Mueksch@ovb.net