München – Der Anfang einer atemberaubenden digitalen (Sport-) Zukunft oder der Anfang vom Ende – der Boden, auf dem am Sonntag der Volleyball-Supercup der Männer und Frauen in Hannover (14 Uhr, Sport1) ausgetragen wird, dürfte die Sportwelt spalten. Denn er ist aus Glas, unterlegt mit Millionen LEDs und funktioniert wie ein riesiger blinkender Monitor. Lodernde Flammen, ein plötzlich zerbröckelnder Boden, Spielertracking mit individuellen Leistungsdaten, bunte Werbebotschaften und Spielstände – aus technischer Sicht gibt es hinsichtlich visueller Effekte kein Limit.
Hersteller ASB GlassFloor aus dem oberbayerischen Stein an der Traun verspricht eine „bombastische Einlaufshow“. Im Spiel, dem ersten einer olympischen Sportart auf einem solchen Boden, wird man sich langsam herantasten. „Wir werden ein sehr kraftvolles Instrument präsentieren, um die Athleten und ihren Sport aufzuwerten“, verspricht ASB-Chef Christof Babinsky. Der 33-Jährige übernahm die Firma 2012 von seinem Vater und entwickelte sie vom Experten für Squashanlagen (8000 Courts in 32 Ländern) zum Hightech-Glasboden-Hersteller. Microsoft, Nike oder die Universität von Oxford zählen zum Kundenstamm.
Georg Klein, der mit Meister Berlin auf Pokalsieger VfB Friedrichshafen trifft, ist begeistert: „Dieser Boden kann für die Zukunft des Volleyballs, aber auch für andere Sportarten wie Basketball oder Handball, eine großartige Chance sein“, sagt der Nationalspieler. In Hannover ist eine über eine Million Euro teure Premiumvariante (ASB LumiFlex) verlegt, die alles möglich macht. Bei der billigeren Standardvariante (ASB MultiSports), die das Dreifache eines normalen Parkettbodens (rund 100 000 Euro) kostet, sind „nur“ die vorher definierten Linien mit LEDs unterlegt. So kann per Knopfdruck zwischen einzelnen Linien bzw. Disziplinfeldern hin und her geschaltet werden.
Bei der Volleyball-Bundesliga ist die Vorfreude groß. „Erstmals können Sport, Entertainment und Werbung direkt auf dem Spielfeld und im Fokus der Zuschauer miteinander verzahnt werden“, jubelt Marketing-Manager Frido Gutknecht.
Für die Athleten bringt die Innovation aus Materialsicht keine Nachteile, die Bezeichnung „Glas“ ist irreführend, wenn man dabei an hartes Scheibenglas denkt. Der Boden besteht aus geätztem Glas mit eingebrannten Keramikpunkten, der sich eher wie Hartplastik anfühlt und keinerlei Verbrennungsgefahr birgt. Auch in puncto Elastizität – er gibt mehrere Zentimeter nach – und Rutschfestigkeit punktet der neue Untergrund, der eine Lebensdauer von 80 Jahren hat und sehr leicht zu reinigen ist, Handballharz lässt sich beispielsweise mit einem feuchten Tuch entfernen.
Bei den nächsten Olympischen Spielen 2020 in Tokio kommt der Boden noch nicht zum Einsatz, Gespräche laufen aber bereits und bei ASB geht man davon aus, bald auch dort eine gewichtige Rolle zu spielen.
Ob die Hightech-Revolution oder eine ähnliche Form auch in der neuen rund 100 Millionen Euro teuren Sportarena der Bayern-Basketballer und des EHC München, die bis Spätsommer 2021 im Olympiapark fertig sein soll, liegen wird, ist nach Informationen unserer Zeitung noch offen, weil die Detailplanungen der Innenausstattung noch nicht abgeschlossen sind.