Positiv ist nur der Sieg

von Redaktion

Wenig souveräne Bayern gewinnen 3:2 in Piräus – und verlieren Hernandez

VON AMELIE SCHNEEMEIER

Piräus – Da war es also passiert. Eine wichtige Nachricht des Tages kam gestern vor dem Anpfiff, und sie lautete: Es gibt doch noch Spiele, in denen Thomas Müller von Beginn an auflaufen darf. Nach sechs Partien auf der Reservebank stand der Ex-Nationalspieler in Piräus in der Startelf des FC Bayern, nicht statt Philippe Coutinho, sondern neben ihm. Und er half durch zwei Assists mit, dass die Münchner gegen Olympiakos trotz des frühen Rückstands durch El-Arabi (23.) nach einem Doppelpack von Robert Lewandowski (34./62.) und einem Treffer des eingewechselten Corentin Tolisso (75.) noch mit 3:2 (1:1) gewannen. Guilherme gelang elf Minuten vor Schluss der Anschluss – souverän war Bayern nie.

Es war ein Ergebnis, das mit Blick auf nun neun Punkte in der Champions League-Gruppe B durchaus wichtig war, aber in einer Art und Weise zustande kam, die selten dem Anspruch des FC Bayern genügte. Erschwerend hinzu kam, dass nach Niklas Süle in Augsburg nun in Lucas Hernandez der nächste Verteidiger humpelnd das Feld verließ – eine Diagnose der Knieverletzung steht aus. Nur wenig erinnerte an diesem Abend an das Champions League-Gesicht, das die Münchner beim 7:2 in Tottenham gezeigt hatten.

Kovac hatte nicht nur vor dem Anpfiff erklärt, dass er vor allem wegen Müllers Erfahrung in diesem als Hexenkessel bekannten Stadion auf ihn setzte, sondern musste auch in der Abwehr umstellen. David Alaba stand in der Startformation neben den beiden Innenverteidigern Benjamin Pavard und Lucas Hernandez, Kimmich verteidigte auf rechts. Die formale Doppel-Sechs um Javi Martinez und Thiago wurde in der Praxis zu einen Defensiv- und einen Offensivmann, wobei auch Thiago wenig Zug zum Tor entwickelte. Da reihte er sich bestens hinter seinen Vorderleuten Coutinho, Müller (rechts) und Serge Gnabry (links) ein. Aus 70 Prozent Ballbesitz in Halbzeit eins wurde – außer dem Ausgleich – viel zu wenig gemacht.

Die Anfangsphase an der griechischen Ägäis war wenig anschaulich, die Bayern attackierten früh, ließen aber Kreativität vermissen. Kleinere Möglichkeiten durch Coutinho (6./14.) und Lewandowski (16.) waren harmlos, anders war es da auf der Gegenseite. Nach einem Ballgewinn im Mittelfeld verlagerten die Hausherren schnell auf die linke Außenbahn, Tsimikas flankte vor den langen Pfosten, wo El-Arabi höher sprang als Hernandez und einnickte. Neuer wehrte hinter der Linie ab, es stand 1:0, das Stadion tobte.

Immerhin: Die Bayern blieben – bis auf eine Rückgabe von Hernandez an Manuel Neuer, die auch gut ein Eigentor hätte werden können – ruhig und ließen sich nicht verunsichern. Zug ins Spiel kam dann, als Gnabry nach 30 Minuten nach rechts und Müller in die Mitte wechselte. Dort drosch er artistisch mit dem rechten Spann derart auf den Ball, dass Lewandowski den Abpraller von Keeper Sá einnetzen konnte. Auf den Polen ist Verlass.

Martinez blieb zur Pause in der Kabine, ein Muskel zwickte. Zehn Minuten später musste auch Hernandez nach einem Zweikampf vom Feld. Der Knöchel, er humpelte – und Kovacs Sorgenfalten wurden noch größer. Immerhin fiel das zweite Lewandowski-Tor nach einigen guten Piräus-Chancen, der Pole verwertete eine Müller-Verlängerung mit dem rechten Fuß. Piräus gab nicht auf, aber die Bayern offenbarten eine Qualität, die sie zuletzt hatten vermissen lassen: Sie waren effektiv. Ein Schuss von Tolisso zappelte im Netz.

Vier Minuten hielt die Ruhe an, dann traf Guilherme, dessen Schuss aus gut 20 Metern von Thiago unhaltbar abgefälscht wurde. Neuer hielt den Sieg gegen Podence noch fest, Zeit zum Durchatmen gab es nie. Nicht mal nach Abpfiff – denn da stand die Hernandez-Diagnose aus.

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