Ein Sieg, der keine Probleme löst

von Redaktion

Nach dem dürftigen Sieg in Piräus bohrt Rummenigge in den Bayern-Wunden

VON MANUEL BONKE

München – Das Schweigegelübde, das sich Karl-Heinz Rummenigge vor dem Champions-League-Spiel in Piräus auferlegt hatte, musste der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern nach dem 3:2-Sieg gegen Olympiakos zwangsläufig brechen.

In erster Linie lag es daran, dass es Rummenigge stets vorbehalten ist, die Bankett-Rede nach Königsklassen-Partien zu halten. Nach dem nächsten leblosen und wackeligen Auftritt seiner Bayern hatte Rummenigge der Mannschaft und seinem Trainer ohnehin etwas mitzuteilen. „Wir sind hier ja in Griechenland. Da ist ja der Marathonlauf erfunden worden. Heute Abend war es so ein bisschen wie ein Marathonlauf mit Hürden, den wir auf dem Platz erlebt haben“, begann er, um anschließend Klartext zu sprechen: „Ich glaube nicht, dass die Leistung, die wir heute Abend gebracht haben, uns am Ende des Tages in diesem Jahr große Erfolge bescheren wird, wenn wir nicht die Kurve langsam kriegen. Wir spielen mir ein bisschen zu sorglos.“

Was Rummenigge besonders stinkt, sind die vielen Gegentreffer: „Ich glaube, wir haben jetzt zum sechsten, siebten Mal zwei Tore wieder reingekriegt. Wir spielen da ein bisschen zu sorglos. Und das wird irgendwann zu Problemen führen.“ Ein klarer Arbeitsauftrag an Niko Kovac, im Spiel der Münchner endlich wieder die Balance zwischen Defensive und Offensive in den Griff zu kriegen. Der Bayern-Trainer saß Rummenigge bei der Rede gegenüber. Neben Kovac hatte Uli Hoeneß Platz genommen, dessen Nähe dem Kroaten in diesem Moment sicherlich nicht ungelegen kam. Vor allem, als Kalle zum Abschluss seiner Ansprache nochmals den Finger in die Wunde legte: „Ich möchte daran erinnern, dass wir in den letzten Spielen speziell gegen Gegner aus dem unteren Tabellendrittel wichtige Punkte gelassen haben. Wir haben am Samstag mit Union Berlin wieder eine Mannschaft, die auch darum kämpfen wird, dass sie in diesem Jahr nicht absteigt. Ich möchte jeden dazu aufrufen, dass wir mit höchster Konzentration, aber auch Motivation am Samstag auf den Platz zu gehen, damit wir die drei Punkte holen.“

Der FC Bayern steht im zweiten Jahr unter Kovac erneut früh in der Kritik. In der Offensive verlässt man sich auf die Klasse von Robert Lewandowski oder Serge Gnabry. In der Defensive ist das Team konteranfällig. Ein gezielter Spielaufbau findet ebenfalls nicht statt. In Piräus musste Martinez als einziger Sechser den Spielaufbau gestalten. Erst als Kovac auf eine Doppelsechs mit Thiago umstelle, war es im Zentrum nicht mehr so chaotisch. Die Verunsicherung ist aktuell in allen Mannschaftsteilen zu spüren. Das ist auch Sportdirektor Hasan Salihamidzic nicht entgangen, der am Dienstag ebenfalls in den Klartext-Modus schaltete: „Man wird verrückt, wenn man so ein Spiel anschaut. Wir haben keine Kontrolle, keine Aggressivität in den Zweikämpfen. Es muss alles besser werden.“

Das ist die entscheidende Frage: Wie sieht das Spiel unter Kovac aus? In der laufenden Spielzeit, abgesehen von der 7:2-Gala in Tottenham, würgt man sich zu Siegen, statt sie dominant einzufahren. Oder um es mit den Worten von Manuel Neuer zu sagen: „Wir müssen wieder zu Bayern-like hinkommen.“

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