EM 2024: Völlig neue Sehgewohnheiten

von Redaktion

Telekom kauft Übertragungsrechte an allen Spielen: Was das für die Zuschauer bedeutet

München – Ein „neues Sommermärchen“, ein „großes Fußballfest für alle Fans in Deutschland“ – und völlig neue Fernseh-Gewohnheiten? Die Telekom will bei der Heim-EM 2024 die ganze Republik vor die Bildschirme locken, und ARD und ZDF könnten damit erstmals gänzlich leer ausgehen. Der am Mittwoch offiziell verkündete Kauf der Übertragungsrechte erfülle das Bonner Unternehmen „mit Stolz“, sagte Manager Michael Hagspihl, „aber er gibt uns auch eine Aufgabe: Es ist unser Ziel, dieses Ereignis für alle Fußball-Fans in Deutschland erreichbar und zu dem Erlebnis zu machen, das sie erwarten.“

Das heißt: Das neue Schwergewicht in der Liga der Fußball-Berichterstatter will Sublizenzen an Free-TV-Partner wie die Öffentlich-Rechtlichen vergeben – und die haben die Hoffnung auf einen Deal noch nicht aufgegeben. „Wir sind weiterhin bereit, zu wirtschaftlich und programmlich akzeptablen Bedingungen Übertragungsrechte am Turnier zu erwerben, um der EM 2024 ihrer gesellschaftlichen Bedeutung entsprechend die größtmögliche Verbreitung in Deutschland zu geben“, sagte der ARD-Vorsitzende Ulrich Wilhelm. ZDF-Intendant Thomas Bellut teilte mit: „Unser Interesse, die EM 2024 in irgendeiner Form im Programm zu haben, besteht weiter. Wir bleiben für Gespräche mit den neuen Rechteinhabern offen.“

Die Bedingungen darf jedoch die Telekom diktieren, und die freut sich schon darauf, „dass sich das Sommermärchen von 2006 im Jahr 2024 wiederholen wird“, sagte Hagspihl in München. An dem erhofften Fußballfest sollen möglichst viele Anhänger teilhaben. ARD und ZDF dürfen daher ebenso hoffen wie etwa RTL, das aktuell die Qualifikationsspiele der deutschen Fußball-Nationalmannschaft für die EM 2020 überträgt. Die Rechte an der TV-Endrunde im kommenden Jahr liegen bei ARD und ZDF.

Der Rundfunkstaatsvertrag schreibt ohnehin vor, dass die Spiele der DFB-Auswahl bei der EM 2024, das Eröffnungsspiel sowie die Halbfinals und das Finale frei empfangbar sein müssen. Auch dort könnten ARD und ZDF wieder ins Spiel kommen. Die Telekom will die Partien auf ihren TV- und Streamingplattformen (MagentaTV) ausstrahlen. „Wir werden uns viele Ideen einfallen lassen“, versprach Hagspihl. Dennoch ist wahrscheinlich, dass die Fans ihre Sehgewohnheiten radikal ändern müssen.

Die UEFA ist mit dem Geschäft zufrieden. Man sei davon „überzeugt, dass die Deutsche Telekom ihren großen Beitrag leisten wird, das Großereignis zu einem bleibenden Erlebnis für alle Fans in Deutschland zu machen und damit zu einem vollumfänglichen Erfolg“, teilte Marketingchef Guy-Laurent Epstein mit.

Hagspihl gibt sich ähnlich zuversichtlich. „Die Telekom ist schon jetzt einer der größten, wenn nicht der größte Sportproduzent in Deutschland“, sagte er. Der Kommunikationskonzern überträgt alle Spiele der Basketball Bundesliga (BBL) und der Deutschen Eishockey Liga (DEL) sowie der 3. Liga im Fußball. Das sind über 1500 Live-Ereignisse im Jahr. „Damit haben wir bereits einen Kompetenznachweis geliefert“, betonte Hagspihl. In fünf Jahren werde man „alles tun, dass die Heim-EM zu einem großen Fußball-Fest wird“, versprach er.   sid

Artikel 1 von 11