Noch geht es dem SC Freiburg gut. Platz sechs in der Bundesliga. Er könnte sich für die Europa League qualifizieren. Doch selbst wenn: Er dürfte in der Saison 20/21 dort nicht antreten. Probleme kommen auf den Sport-Club zudem im nationalen Betrieb zu: Nie mehr wird ihm ein stimmungsvoller Flutlichtabend beschieden sein. Das lässt der Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg nicht zu. Dort wurden die Klagen der Anwohner des künftigen Freiburger Stadions verhandelt. Klares Ergebnis: keine Betriebserlaubnis nach 20 Uhr, und am Sonntagmittag von 13 bis 15 Uhr hat Ruhe zu herrschen. Dadurch entfallen einige der möglichen Anstoßzeiten. Und international, wo vielleicht mal um 19, in der Regel aber um 21 Uhr angefangen wird, geht gar nichts.
Es war ja immer ein Rätsel, wie die Freiburger ihr idyllisch gelegenes Schwarzwaldstadion mit dem annähernd rittersportquadratischen Spielfeld und dem in der Liga einmaligen Gefälle aufgeben konnten zugunsten eines seelenlosen Neubaus am Rand der Stadt. Klar, es gibt die üblichen Argumente (bessere Vermarktbarkeit im VIP-Bereich, mehr Komfort), doch auch die üblichen Risiken. Ein solches ist der Mensch mit seinen oft berechtigten Interessen, etwa dem Bedürfnis nach Schutz vor belastendem Lärm. Manchmal ist der Mensch auch noch Biologe und Arten- und Heidepflanzenschützer – und kann jedes Bauvorhaben vereiteln.
Was nun, SC Freiburg? Es bleibt dem netten kleinen Verein ja nur übrig, mit den Klägern zu einer außergerichtlichen Einigung zu kommen. Dafür muss er eben seine personellen Ressourcen einsetzen. Hausbesuche von Christian Streich könnten was bewirken. Wer mit ihm vorm Kamin drei Stunden am Stück (gerne auch nach 20 Uhr) das Böse in der Welt beklagt hat, wird einstimmen in sein Credo: „Mir wollet de Ball habbe.“ Stürmer Nils Petersen umschmeichelt die Anwohner, die, wie in Freiburg üblich, allesamt studierte Leute sind, mit dem Wunsch nach privater Nachhilfe: „Salopp gesprochen, verblöde ich seit zehn Jahren, halte mich aber über Wasser, weil ich ganz gut kicken kann.“ Luca Waldschmidt bietet an, sein Gemüse fortan aus stadionnahen Gärten zu beziehen. Und wenn selbst das nicht hilft, tut es vielleicht ein Haustrunk aus den Beständen von Fritz Keller, dem ehemaligen SC-Präsidenten.
Sollten tatsächlich alle Stricke reißen, kann der Sport-Club sein neues Stadion nicht bespielen. Aber wir sind sicher, dass es aus kompostierbaren Materialien gebaut wird. Dann kann es ohne schlechtes Gewissen weg.
Guenter.Klein@ovb.net