München – Als Marko Pesic, der Basketball-Geschäftsführer des FC Bayern, sich vor der Saison in einer langen Pressekonferenz den Fragen der Reporter gestellt hat, ist es an einer Stelle ein bisschen emotional geworden. „Was mir besonders wehtut“, sagte Pesic und fing dann an über den US-Amerikaner Devin Booker zu reden. Booker, ein 2,05 Meter großer, sehr athletischer Center, war im Sommer 2016 zu den Bayern gewechselt und gehörte danach zu den Stammspielern, die mit München zuletzt zweimal in Folge die Meisterschaft gewonnen haben. Man sei sich mit Booker eigentlich schon über einen neuen Vertrag einig gewesen, sagte Pesic damals, „kurz vor der Unterschrift“ sogar. Dann seien Dinge passierte, „die nicht gut waren“. Mehr sagte er nicht.
Es klappt in der neuen Saison bisher auch ohne Booker ganz gut. In der anspruchsvollen Euroleague haben die Bayern zwei von drei Spielen gewonnen. Heute Abend (20.30 Uhr) erwarten sie in der eigenen Halle Khimki Moskau – und es lässt sich nun erahnen, was Pesic meinte, als er von den Dingen sprach, die nicht gut waren. Denn heute spielt der Center Devin Booker mal wieder in München – nur halt für Moskau.
In München vermissen die Fans Booker, weil er den Ball so oft spektakulär durch den Ring stopfte. Und auch seine alten Mitspieler scheinen ihm nicht böse zu sein. „Wir freuen uns, ihn zu sehen“, sagte auch Nihad Djedovic, der Flügelspieler der Bayern. Cheftrainer Dejan Radonjic findet, dass sein alter Schützling gerade „in sehr guter Form“ ist. Wie schon gesagt: Die Bayern vermissen Booker, sie können seinen Abgang bisher jedoch verkraften – im Fall Stefan Jovic gilt das nicht unbedingt.
Der serbische Spielmacher, von 2017 bis Sommer 2019 in München, wechselte auch zu Khimki Moskau. „Es war klar, dass er ein gutes Angebot bekommt“, sagte Pesic vor der Saison. Und es ist – trotz aller Rebounddiskussionen – wohl das drängendste Problem der Bayern, dass sie den unheimlich spielschlauen Jovic nicht richtig ersetzen konnten.
Zwar spielt Maodo Lo in den ersten Wochen hervorragend und punktet viel, ein klassischer Point Guard, der seine Mitspieler in Szene setzt, ist er aber nicht. Auch die zwei US-Neuzugänge kommen an Jovic’ Niveau nicht heran: Einer, weil er nicht gut genug spielt (DeMarcus Nelson). Einer, weil er noch immer verletzt ausfällt (T.J. Bray).
Nun muss man Jovic nicht nur bejubeln. Es heißt, dass er – abseits seiner Assistzahlen – nie der ganz große Teamplayer war. Vor allem aber konnten er (und sein Verein) sich nicht auf seinen Körper verlassen. Auch heute in München wird Jovic nicht auflaufen. Er fehlt mal wieder verletzt. CHRISTOPHER MELTZER