Trainerdiskussionen hier und da

Klartext-Bayern als Vorbild

von Redaktion

HANNA RAIF

Kein Dortmunder will mit einem Bayern verglichen werden, und andersrum ist es genauso. Aber wenn es schon mal so eindeutige Parallelen zwischen den beiden Clubs gibt, die unter normalen Umständen die besten Deutschlands sind, dann darf man sie auch aufgreifen. Also: Der BVB und der FC Bayern haben nach acht Spieltagen jeweils 15 Punkte auf ihrem Konto, 20 bzw. 22 Tore geschossen und – noch interessanter – elf bzw. zehn kassiert. Das sind alles Zahlen der Kategorien „zu viel“ oder „zu wenig“, woraus sich die nächste Parallele ergibt: Die Verantwortlichen beider Teams sind froh, dass die anderen es auch nicht besser machen. Trotz dieser Werte steht man nur einen Punkt hinter Tabellenführer Gladbach.

Während die Lage in der Bundesliga im Süden und Westen also vergleichsweise harmlos ist, sieht es in der Champions League für Dortmund düsterer aus. Die Niederlage in Mailand gefährdet den Achtelfinal-Einzug, während die Münchner trotz des wenig souveränen Auftritts in Piräus punktetechnisch im Soll sind. Kurios war daher, was in den Mailänder und Athener Nächten passierte: Lucien Favre bewertete das 0:2 als „ganz okay“, während der knappe Bayern-Sieg von allen Verantwortlichen kritisiert wurde. Verdrehte Welt?

Tatsächlich haben die Münchner den Dortmundern hier etwas voraus. Denn sie haben gemerkt, dass die andauernde Herbst-Depression zu tief ist, um sie mit warmen Worten, Floskeln und Geduld zu überwinden. Wenn Hasan Salihamidzic davon spricht, dass sich „alles“ ändern müsse, mag das vielleicht übertrieben sein. Es führt aber zumindest dazu, dass sich jeder Einzelne hinterfragt. Auch der Trainer, der die Verantwortung für Niederlage und Gegentore gerne weit von sich weist. Wie Lucien Favre ist auch Niko Kovac mindestens angezählt – und anders als in Dortmund („keine Trainerdiskussion“) weiß das in München nun auch die Öffentlichkeit.

Es ist kein Zufall, dass Namen wie Jose Mourinho und Ralf Rangnick im Hintergrund mitschwingen, während die Herren an der Dortmunder und Münchner Seitenlinie unter Beobachtung stehen. Beide sollten nun schlau genug sein, den Weg aus der Spielkrise als Prozess zu sehen. Jeder Sieg ist ein Schritt in die richtige Richtung, aber noch keine Trendwende. Dass der BVB nun zum Spiel des Jahres nach Schalke muss, ist nicht von Vorteil. Da passt ein Gegner wie Union Berlin irgendwie besser. Ein Bayern-Sieg ist Pflicht, er würde mitgenommen, aber keine Euphorie freisetzen. Da hört die Parallele auf.

hanna.raif@ovb.net

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