Der Richtige – Stand jetzt

von Redaktion

Hansi Flicks Amtszeit als Bayern-Trainer ist zeitlich noch unbegrenzt – Gerland wird sein Assistent

München – Medienwirksame Auftritte von Hans-Dieter Flick – kurz: Hansi – gab es in den vergangenen Jahren eigentlich nur zwei. Da wäre eine durchaus unglückliche Stahlhelm-Metapher im Rahmen einer DFB-Pressekonferenz im Jahr 2012, die dem Wesen des 54 Jahre alten Fußballlehrers aber keineswegs gerecht wird. Vielmehr tut das der jüngste Auftritt, mit dem es Flick (vor dem Kovac-K.o., versteht sich) auf die Titelseiten der Sportblätter schaffte.

Vor dem Heimspiel gegen Hoffenheim (1:2) vor einem Monat sitzt Reservist Javi Martinez zutiefst bedrückt auf der Ersatzbank. Neben ihm: Flick, der tröstend den Arm um den Spanier legt. Es ist ein Foto, das erklärt, warum der gebürtige Heidelberger bei sämtlichen Spielern einen so hohen Stellenwert genießt. Öffentlichkeitsscheu und unscheinbar in der Außendarstellung, hilfsbereit und nahbar nach innen.

Diese Werte schätzte Joachim Löw schon während Flicks achtjähriger Amtszeit als Co-Trainer beim DFB. Auch als Sportdirektor (2014 bis 2017) knüpfte er hervorragende Kontakte zu den U-Teams – sein Können auf die zwischenmenschliche Komponente zu reduzieren, verfehlt Flicks Wesen jedoch um Längen. Er gilt als ausgewiesener Taktik-Fachmann. Gerade die Standards, für die er 2014 verantwortlich war, waren für den späteren WM-Sieg ausschlaggebend.

Nun ist Flick aber nicht mehr der Mann im Schatten des Chefs, sondern steuert das Ruder beim FC Bayern selbst. Zuletzt tat er das fünf Jahre lang in Hoffenheim, wurde 2005 vom damaligen Regionalligisten jedoch entlassen. In München erwartet man nun von ihm, dass er liefert. Erst gegen Olympiakos, dann gegen den BVB.

Für ihn spricht, dass er die Säbener Straße und ihre Mechanismen schon aus Spielerzeiten aus dem Effeff kennt. Über 100 Bundesliga-Spiele absolvierte Flick für die Münchner, mit denen er von 1985 bis 1990 vier Meistertitel sowie einen Pokalsieg feierte. Uli Hoeneß würde sagen: Flick bringt Stallgeruch mit. Karl-Heinz Rummenigge sagt: „Hansi Flick genießt unser Vertrauen, und ich denke, dass er im Moment genau der richtige Mann ist.“ Zu einer möglicherweise längeren Zeit als Cheftrainer sagte der Vorstandsboss der Münchner nichts. Doch auch ehemalige Weggefährten trauen Flick den Job zu. „Ich glaube nicht, dass er Angst davor hat“, sagte DFB-Direktor Oliver Bierhoff unserer Zeitung, der ihn für einen „kompetenten Fachmann mit viel Erfahrung, sozialer Kompetenz und Verständnis für Spieler“ hält. Dass die Lösung auch eine langfristige sein kann, schließt Bierhoff nicht aus: „Ich weiß jetzt nicht, welche Vorstellungen er oder der Verein haben. Das Gute für Bayern München ist, dass er jetzt da ist und der Club nicht unter zeitlichem Druck steht. Dann werden sich die Verantwortlichen Gedanken machen.“ Flick hat sich bereits Gedanken gemacht – und sich Urgestein Hermann Gerland als Co-Trainer gewünscht. Der Verein erfüllte ihm diesen.  lop, bok

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