Spiel eins nach Kovac

Auch ein Flick braucht Zeit

von Redaktion

HANNA RAIF

Die Herren, die nach Entlassungen für kurze oder lange Zeit den Trainerjob beim FC Bayern übernehmen, stehen ja immer unter besonderer Beobachtung. Andries Jonker zum Beispiel, der nach dem Aus von Louis van Gaal mit einem 5:1 gegen Leverkusen startete, oder Willy Sagnol, der als Carlo Ancelottis Nachfolger in seiner ersten und einzigen Partie 2:2 gegen Hertha BSC spielte. Man muss dazu sagen, dass der Job nicht unbedingt ein dankbarer ist. Aus der zweiten Reihe geht es in die erste, zudem werden von Interimstrainer Zauberdinge erwartet. Das Motto: Mach es besser als dein Ex-Chef!

Heuer also ist Hansi Flick dran, ein Mann, der exakt eine Trainingseinheit hatte, um diese, nun seine Mannschaft auf die Partie gegen Olympiakos Piräus einzustellen. Er wollte das vor allem auf mentaler Ebene versuchen, die Köpfe nach den jüngsten Misserfolgen und Turbulenzen aufrichten, wenn möglich sogar frei bekommen. Dass die Jungs auf dem Rasen kicken können, steht ja außer Frage. Dass es aber mehr braucht als einen bloßen Wechsel auf der Trainerposition, um zurück in die Spur zu finden, seit gestern Abend auch. Es braucht vor allem: Zeit.

Wer gegen Piräus ein Offensivfeuerwerk erwartet hat, ein echtes Ausrufezeichen, der wurde enttäuscht. Man sah eine Bayern-Mannschaft, die zwar wollte, aber arbeiten musste für den Erfolg. Auch in einer Partie gegen einen Gegner, der früher gerne mal mit 4:0, 5:0 abgefrühstückt wurde, brauchte es knapp 70 Minuten und einen Robert Lewandowski. bis der Knoten platzte. Bis dahin konnte niemand leugnen, Unsicherheit statt Leichtigkeit und Spielfreude gesehen zu haben.

Am Ende zählte der Sieg, und die positiven Notizen des Abends: Die defensive Stabilität – hergestellt durch das Mittelfeld-Zentrum um Joshua Kimmich und Leon Goretzka. Kein Gegentor. Die Gewissheit, dass Lewandowski immer trifft. Und das Gefühl, dass der Sieg nie in Gefahr war. Diese Aspekte muss Flick nun nutzen, auf ihnen aufbauen. Bis zum Top-Spiel gegen Dortmund hat er zwei Trainingseinheiten, also doppelt so viele wie bisher. Und den Vorteil, dass am Samstag ein Team gastiert, das zwar nach dem 3:2 gegen Inter beflügelt daher kommt – aber ebenso auf Selbstfindung ist wie seine Bayern.

hanna.raif@ovb.net

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