Bock auf die Bayern

von Redaktion

Dortmund findet zum „BVB-Fußball“ – Ohne Sancho und Reus?

Dortmund – Nach dem letzten Adrenalinstoß eines berauschenden Europapokal-Abends versank Borussia Dortmund endgültig in Euphorie. „Die Bayern hauen wir auch weg am Samstag!“, brüllte Stadionsprecher Norbert Dickel den Fans auf der Südtribüne entgegen – die Antwort war ein Kampfesschrei aus 10 000 Kehlen.

Das wundersame Champions-League-Comeback beim 3:2 (0:2) gegen Inter Mailand hat die BVB-Stimmung aus dem Trübsinn von vor zwei Wochen komplett in Begeisterung verwandelt. „Das ist so ein Fußballabend, wie die Leute ihn lieben“, sagte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke: „Das gibt uns auch Rückenwind für München.“

München! Die Bayern! Nur ein paar Minuten nach dem Abpfiff war das Duell beim kriselnden Rekordmeister am Samstag (18.30 Uhr/Sky) Thema Nummer eins. Wo der BVB zuletzt „häufiger Klatschen kassiert hat“, wie Lizenzspielerchef Sebastian Kehl sich erinnerte, soll diesmal der erste Sieg seit dem Pokal-Halbfinale 2017 gelingen. „Wir haben alle Bock auf das Spiel. Wir sind bereit“, sagte Mittelfeldspieler Julian Weigl – wenn auch die Angreifer Marco Reus und Jadon Sancho angeschlagen sind und auszufallen drohen.

An der Vorfreude hat die hervorragende zweite Halbzeit gegen Inter großen Anteil. Der BVB zeigte einen Sturmlauf und knüpfte an magische Europacup-Nächte an. „Wir haben Inter überrannt“, sagte Kehl, „es war großartig. Genauso müssen wir am Samstag auftreten.“

Die Italiener wussten nicht recht, wie ihnen geschah. Der herausragende Achraf Hakimi war nicht nur bei seinen beiden Toren (51./77.) kaum zu stoppen, Julian Brandt (64.) entzündete mit seinem Ausgleich das gesamte Stadion. Danach „erstickte Inter im Dortmunder Würgegriff“, wie die italienische Zeitung „Tuttosport“ kommentierte.

Doch woher kommt dieser Wandel? „Mentalitätssache“, scherzte Torhüter Roman Bürki in Anspielung auf die leidige Debatte der vergangenen Wochen. Im Ernst? „Das hat sich wieder nach BVB-Fußball angefühlt.“

Angepeitscht werden sie dabei plötzlich von Favre. In der 88. Minute ruderte der sonst so zurückhaltende Schweizer wild mit den Armen und schrie seine Anweisungen – er stand dabei gute drei Meter im Feld. „Da war viel Energie“, berichtete der Trainer nachher lächelnd. Das fiel auch seinem Vorgesetzten positiv auf. „Er ist sehr lebhaft momentan. Das gefällt mir“, sagte Watzke.

Dennoch glänzt längst nicht alles golden Brandt fasste den Abend zusammen: „Die erste Halbzeit war saubitter, aber unsere Reaktion absoluter Wahnsinn.“ Wie der BVB sich zuvor abkochen ließ, wie die Abwehr bis zur Pause wackelte, war bedenklich und würde in München vermutlich ebenso hart be-straft.

Vielleicht wird später trotzdem von einem Wendepunkt gesprochen werden – in einer Saison, die anfangs einer Achterbahnfahrt glich. Zumindest in der Champions League sieht es gut aus: Drei Punkte liegen die Dortmunder vor Inter, das aber den direkten Vergleich gewonnen hat. Ein Unentschieden beim FC Barcelona am 27. November würde die BVB-Nerven beruhigen.  sid

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