München – Das Positive vorneweg: Der FC Bayern ist nach dem 2:0 über Piräus auch rechnerisch im Achtelfinale der Champions League. Und die Mannschaft hat kein Gegentor kassiert. Hier enden die positiven Erkenntnisse des gestrigen Abends. Wer einen emotionalen Befreiungsschlag im ersten Spiel unter Cheftrainer Hansi Flick erwartet hat, wurde enttäuscht.
Gegen völlig harmlose Gäste aus Griechenland fehlte dem Rekordmeister in den ersten 45 Minuten jegliche Inspiration und Tempo in Richtung des gegnerischen Tores. Dabei hatte Flick mit seiner Aufstellung versucht, im Spiel eins nach Niko Kovac neue Impulse zu setzten. Thiago und Coutinho saßen auf der Bank. Dafür bekamen Thomas Müller und Javier Martinez ihre Chance. Kimmich rückte ins zentrale defensive Mittelfeld. In der Viererkette bildeten Alaba und Martinez die Innenverteidigung. Pavard und Davies verteidigten über außen. 70 Prozent Ballbesitz waren die Folge, genauso wie eine eklatante offensive Harmlosigkeit. „Nur keine Fehler“ – diese Maxime begleitete so gut wie jede Bayern-Aktion.
Die wenigen Chancen entstanden durch Einzelaktion oder waren Zufallsprodukte. Kingsley Coman tankte sich in der 34. Minute mal auf der rechten Strafraumseite durch und feuerte mit der Pike in Richtung Tor. Piräus-Schlussmann Sá war aber zur Stelle. Kurz vor der Pause sprang Pavard im Anschluss einer Kimmich-Ecke der Ball von der Schulter gegen den Pfosten.
Das war es mit Torchancen für die Flick-Truppe in den ersten 45 Minuten. Mit leichten Pfiffen verabschiedete das Publikum die Mannschaft zum Pausentee. Nach der Pause wirkten die Gastgeber agiler, allerdings immer noch gehemmt.
Die Münchner Erlösung folgte in der 69. Minute: Coman setzte sich auf der rechten Seite durch, flankte flach und scharf in die Mitte. Torgarant Robert Lewandowski reagierte am schnellsten und traf mit dem rechten Außenrist zum 1:0.
Kurz danach vergab Coman nach Gnabry-Zuspiel die große Chance zur Vorentscheidung zwanzig Minuten vor Spielende. Anschließend verfiel der Bundesliga-Vierte wieder in den Lethargie-Modus, von den Beteiligten nach Spielende verbal als „Dominanz“ getarnt. Wenigstens Hansi Flick bewies bei seinem Chef-Debüt ein glückliches Händchen: Den 2:0-Endstand besorgte sein Einwechsel-Duo Tolisso-Perisic. Der Kroate schloss einen Konter nach einem Querpass des Franzosen mit einem satten Schuss aus kurzer Distanz ab.
Trotz des dürftigen Auftritts sah Kapitän Manuel Neuer positive Ansätze: „Wir haben zu null gespielt“, sagte der Nationaltorwart am „Sky“-Mikrofon. Neuer weiter: „Wir haben uns Piräus zurechtgelegt und defensiv nichts zugelassen.“
Mehr positive Ansätze waren allerdings selbst mit roter Bayern-Brille nach den 90 Minuten gegen einen schwachen Gegner nicht zu auszumachen. Die Spieler von Borussia Dortmund werden auf dem Sofa vor diesen Bayern nicht in Ehrfurcht erstarrt sein.