Wegen Eder: Herr Tuma hat sich angesagt

von Redaktion

Heute soll Entscheidung über die Club-Zukunft des Nationalspielers fallen

VON GÜNTER KLEIN

München – Jaroslav Tuma ist ein Herr mit grauen Haaren, er ist 72. Wenn er beim Eishockey vorbeischaut, wird er von vielen Spielern erkannt und freudig begrüßt. Nach den Partien steht er irgendwo zwischen Kabinen und Mannschaftsbus, dort, wo nicht jeder hindarf. Jaroslav Tuma spielte in den 70er-Jahren selbst: beim EV Rosenheim. Er war auch in Iserlohn, Schwenningen, in der Schweiz. Als Coach hat er es nicht weit gebracht, eine große Nummer wurde er in einer anderen Rolle: als Spieleragent. Er ist einer der einflussreichsten im deutschen Eishockey.

Wenn er im Umfeld eines Spiels auftaucht, hat das etwas zu bedeuten. Meist steht dann ein Wechsel eines seiner Klienten an. Vorige Saison sah man Tuma nach dem Champions-League-Halbfinale des EHC München in Salzburg im trauten Gespräch mit seinem Schützling Tobias Eder. Er leitete dessen Abgang aus München ein, Tobias, der jüngere der Eder-Brüder vom Tegernsee, spielt nun für die Düsseldorfer EG.

Für den heutigen Freitag und das Münchner Spiel (19.30 Uhr) gegen Nürnberg hat sich Tuma schon mal angesagt, er wird in offizieller Mission da sein, um die Interessen des älteren der Eders zu vertreten: Andy. Den hat der EHC München zu Beginn der Saison an die Ice Tigers ausgeliehen. Bis – vorläufig – 30. November. Und weil der Spielplan der Deutschen Eishockey-Liga die beiden Clubs ohnehin zusammenführt, soll Klarheit in Sachen Andy Eder geschaffen werden.

Eder, 23, war vier Jahre in München, vorige Saison bestritt er alle 52 Hauptrundenspiele, fiel erst in den Playoffs aus dem Kader. Als er sich im August beim Start der CHL wieder auf der Tribüne fand, erwirkte er den Wechsel nach Nürnberg. Der Kurzvertrag über drei Monate erklärte sich laut Ice-Tigers-Sportdirektor Andre Dietzsch so: „Wir haben einige Langzeitverletzte, die Ende November zurückkehren, und wir wollten herausfinden, ob wir zueinander passen.“ Das scheinen sie zu tun. Eders Scoring-Werte sind zwar nicht überragend (ein Tor, fünf Vorlagen in 17 Spielen), doch die Fans in Franken lieben den Dynamiker vom Tegernsee. Er selbst ist zufrieden mit seiner Rolle im Team („In Nürnberg habe ich mehr als 16 Minuten Eiszeit pro Spiel, in München waren es zehn“), wie gut er sich fühlt, konnte man am Sonntag sehen, als er beim Deutschland Cup beide Tore für die Nationalmannschaft beim 2:3 n. V. gegen die Slowakei erzielte. Zwei feine Einzelleistungen bei hohem Tempo. Bundestrainer Toni Söderholm lobte „Andys Entwicklung“.

Heute kommt es zum Dreiergespräch, um das Eder gebeten hat. Es treffen sich für Nürnberg Sportdirektor Dietzsch, für den EHC Manager Christian Winkler sowie als Vertreter des Spielers Jaroslav Tuma. Tendenz: Eder wird in Nürnberg bis Saisonende bleiben dürfen. Bei den Münchnern gehört es zum Programm, mehr als die eigenen Interessen im Blick zu haben – und vielleicht haben sie noch einen Rest an schlechtem Gewissen, weil sie voriges Jahr den Ice Tigers ihren langjährigen Star Yasin Ehliz nach dessen abgebrochenem Versuch in Calgary ausspannten.

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