Jetzt wartet Federer auf Zverev – und eine OP / Titel an Tsitsipas

von Redaktion

VON DORIS HENKEL

London – Es gab genügend Momente in diesem komplizierten Jahr, in denen er das Gefühl hatte, es sei alles zu viel. Doch am Ende ging es ihm deutlich besser, selbst nach einer Niederlage.

„Dass ich dieses Jahr nach allem, was passiert ist, als Nummer sieben der Welt beende, ist ziemlich unglaublich“, sagte Alexander Zverev. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich das schaffen würde.“ Natürlich hätte er sich gewünscht, wie im vergangenen Jahr sogar den Titel zu gewinnen. Doch dazu kam es nicht mehr. Im Halbfinale gegen Dominic Thiem (5:7, 3:6) wirkte er matter in der Vorrunde. Der Aufschlag wirkte weniger zwingend, den Bällen beim Return fehlte die Länge, und Mitte des zweiten Satzes präsentierte er dem Österreicher mit ein paar massiven Fehlern die Chance zum Break, die der sich nicht entgehen ließ.

Was von London bleibt: Ein sehr guter Auftritt (gegen Nadal), ein guter (gegen Daniil Medwedew), ein mittelprächtiger (gegen Thiem) und ein nicht mal mittelprächtiger gegen den späteren Weltmeister Stefanos Tsitsipas. Ein Spiegelbild seines Jahres. Obwohl er den einzigen Titel im Mai in Genf in der ersten Hälfte gewann, sah es im Herbst deutlich besser aus, speziell bei der Tour in Asien mit dem Finale von Shanghai. „Natürlich wollte ich mehr Turniere gewinnen“, sagt Zverev, „und natürlich wollte ich bei den großen Turnieren besser spielen.“

Bei den Australian Open und den US Open erreichte er die vierte Runde, Höhepunkt war das Viertelfinale in Paris, Tiefpunkt die Niederlage in der ersten Runde in Wimbledon gegen einen Tschechen vom Weltranglistenplatz 124, Jiri Vesely.

Einige der Probleme, die ihn im Laufe des Jahres beschäftigten, sind inzwischen gelöst, im privaten wie im beruflichen Kreis. Es gehe ihm jetzt wieder rundum gut, meinte er zum Abschied aus London. Noch besser ginge es ihm vermutlich, wenn der Rechtsstreit mit seinem früheren Manager Patricio Apey in Bälde gelöst werden könnte, aber darauf deutet einstweilen noch nichts ein. Zu den Dingen, die noch vor dem Beginn des neuen Jahres auf der to-do-Liste stehen, gehört ein kleiner Eingriff an den Augen, dem er sich im Dezember in New York unterziehen wird. Wegen einer Hornhautverkrümmung spielt Zverev seit Jahren mit Kontaktlinsen, doch das funktioniert in diesem Jahr weniger gut, zudem ist die Verkrümmung stärker geworden. Aber vor dem Termin in New York stehen diverse andere auf dem Programm. Auch diesmal stieg er nach den ATP Finals in einen Flieger, im Gegensatz zu den beiden vergangenen Jahren ging es aber nicht in den Urlaub. Sonntag hob er gemeinsam mit Roger Federer in Richtung Buenos Aires ab, von dort aus wird die Reise nach Santiago de Chile weitergehen, wo am Dienstag der erste von fünf gemeinsamen Auftritten bei der Süd- und Mittelamerika-Tournee des Schweizers auf dem Programm steht. Weitere Spielorte in dieser Woche sind Buenos Aires, Bogotá/Kolumbien, Mexiko City und zum Abschluss am kommenden Sonntag Ekuadors Hauptstadt Quito. Es wird natürlich auf der einen Seite eine ziemlich spannende Sache werden, eine Woche lang das Leben von Federer zu teilen, und eine lehrreiche dazu. „Wir werden vermutlich die meiste Zeit im Flieger sitzen“, sagt Zverev. Mehr als sechs Tage Urlaub sind danach für Zverev nicht drin, dann beginnt das Training zur Vorbereitung auf 2020 mit dem ersten Auftritt beim neuen ATP Cup am 3. Januar in Brisbane. Was das neue Jahr bringen wird, nicht nur in Australien, sondern auch darüber hinaus? Zverev prophezeit, die Welt des Tennis werde einen neuen Sieger bei einem Grand-Slam-Turnier sehen, keinen keinen aus dem Quartett mit Rafael Nadal, Novak Djokovic, Roger Federer und Andy Murray, das mehr als anderthalb Jahrzehnte dominierte. „Wir werden sehen, wer das sein wird. Das kann Daniil (Medwedew) sein, Stefanos oder Dominic, und ich hoffe, dass ich auch dazu gehören werde. Es wird ein aufregendes Jahr für die jungen Leute werden.“ Und schloss sich da natürlich mit ein.

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