Madrid – Der neue Davis Cup war kaum geboren, da hatte ihn Boris Becker schon beerdigt. „Hier ruht der Davis Cup. 1900-2018“ war auf dem Grabstein zu lesen, dessen Foto Deutschlands Tennis-Ikone nach dem Beschluss der Reform im vergangenen Jahr bei Instagram postete. Viele taten es dem dreimaligen Wimbledonsieger in seiner Kritik gleich, viele sind vor der Premiere des Finalturniers in Madrid aber wieder zurückgerudert – wie Becker, der nun „jeder Idee eine Chance“ geben will.
Bis Sonntag kämpfen 18 Nationen bei dem einwöchigen Event um den Titel, die Sieger der sechs Dreier-Gruppen sowie die beiden besten Zweiten qualifizieren sich fürs Viertelfinale. Der traditionelle und von vielen geschätzte Modus mit vier über das Kalenderjahr verteilten Runden in stimmungsvollen Heim- und Auswärtsspielen ist Geschichte – nun wartet die Tennis-Welt mit Spannung darauf, ob sich die radikale Reform als Erfolg oder Rohrkrepierer entpuppt.
„Wir waren ja auch keine Freunde dieser Reform“, sagt der deutsche Davis-Cup-Kapitän Michael Kohlmann, „aber ich glaube, dass man sich erstmal angucken muss, was für ein Event da entsteht. Und dann kann man sich endgültig ein Urteil bilden.“ So geht es nicht nur ihm.
Nach anfänglicher Skepsis vertreten nun viele Topspieler ihre Nationen in Madrid: Der spanische Weltranglisten-Erste Rafael Nadal ist ebenso dabei wie Novak Djokovic aus Serbien und Andy Murray für Großbritannien. Diese Zusagen sind für Kohlmann „ein deutliches Zeichen, dass dieser Davis Cup trotzdem eine Bedeutung hat und jeder diesen Titel will. Und das hat der Davis Cup auch verdient.“
Blöd für den deutschen Kapitän ist nur, dass ausgerechnet sein Spitzenspieler dem reformierten Mannschaftsturnier keine Bedeutung beimisst – Alexander Zverev schwang sich zum Kritiker des Formats auf und teilte früh seinen Verzicht mit.
So müssen es andere richten: In US-Open-Achtelfinalist Dominik Koepfer und den French-Open-Siegern Kevin Krawietz und Andreas Mies im Doppel schickt Kohlmann gleich drei Debütanten ins Rennen, Jan-Lennard Struff und Philipp Kohlschreiber führen das Team an. In der Gruppe C trifft Deutschland am Mittwoch und Donnerstag auf Argentinien und Chile. sid