Das Ziel: Rückkehr in die Weltelite

von Redaktion

Langlauf-Chef Schlickenrieder denkt schon an Heim-WM 2021

Kuusamo – Peter Schlickenrieder ist nicht nur passionierter Motivator, sondern auch leidenschaftlicher Optimist. Deshalb hält sich der Urtyp vom Tegernsee vor seinem zweiten Jahr als starker Mann im deutschen Skilanglauf gar nicht erst mit Zurückhaltung auf. „Wir sind mutig unterwegs und gehen andere Wege“, sagte der 49-Jährige vor dem Saisonstart im finnischen Kuusamo am Freitag: „Wir wollen die Entwicklungen in der Weltspitze aufnehmen und vielleicht mal einen Schritt voraus sein.“

Es sind mutige Aussagen, vor allem weil das DSV-Loipenteam ein Jahrzehnt nach den Erfolgen der Goldenen Generation um Tobias Angerer, Axel Teichmann und Rene Sommerfeldt weiter mitten im Umbruch steckt. „Wir haben ein gutes, intensives erstes Jahr hinter uns“, sagt Schlickenrieder: „Wir haben viel gearbeitet, Vertrauen aufgebaut. Jetzt gehen wir den nächsten Step an, der wird nochmal intensiver.“

Nicht mitgehen werden diesen „Step“ einige bekannte Gesichter. Nach der abgelaufenen WM-Saison beendeten in Nicole Fessel und Steffi Böhler die letzten verblieben „Bronze-Mädels“ der Olympia-Staffel von Sotschi ebenso ihre Karriere wie in Sandra Ringwald die beste Sprinterin der vergangenen Jahre. Für Schlickenrieder ist das kein Grund zur Sorge.

„Im letzten Winter war es schon nicht mehr Ringwald, welche für die Topplatzierungen im Sprint gesorgt hat, sondern Victoria Carl. Genauso wie Katharina Hennig im Weltcup die Top-10-Platzierungen geholt hat“, sagt der Sprint-Olympiazweite von 2002: „Das war also eigentlich schon die Mannschaft, die jetzt in der Verantwortung steht. Das lässt hoffen, dass wir nicht den krassen Bruch haben.“ Carl (24) hatte eine glänzende WM abgeliefert, wurde Fünfte im Sprint und Neunte über 30 km, Hennig (23) lief bei Weltcup-Distanzrennen viermal unter die besten Zehn. Wann Carl nach ihrer Knie-OP im März wieder bei 100 Prozent ist, muss sich allerdings zeigen.

Bei den Männern sorgte vor allem Janosch Brugger (22) mit seinem Sensationssieg beim Weltcup in Lillehammer dafür, dass die Talsohle durchschritten ist. „Wenn er sich konstant so weiterentwickelt, wird er über kurz oder lang in die Weltspitze vordringen“, so Schlickenrieder.

Carl, Hennig und Brugger sollen das junge Team führen, und dabei ist die neue Weltcupsaison mit der Tour de Ski (28. Dezember bis 5. Januar) als Höhepunkt nur Durchgangsstation: Die WM ein Jahr später in Oberstdorf stehen über allem. „Oberstdorf 2021 wirft schon seine Schatten voraus“, sagt der Teamchef: „Eine Heim-WM ist immer etwas Spezielles, ein besonderes Druckszenario. Deshalb versuchen wir, das jetzt schon aufzugreifen, um einen klaren Fokus auf die WM 2021 und auch Olympia 2022 zu haben.“

Am 25. und 26. Januar finden 13 Monate vor der Heim-WM in Oberstdorf Weltcuprennen statt. Weil danach die Strecken perfekt präpariert bleiben, will Schlickenrieder seine Hoffnungsträger mitunter aus dem Weltcup nehmen und für den 2021er-Ernstfall proben. „Wir wollen im Training den Abstand in der Zeit verkürzen, in der die anderen Wettkämpfe laufen“, sagte Schlickenrieder. Neue Wege gehen, der Weltspitze voraus sein – so kann das aussehen, auch wenn die Früchte dann erst 2021 geerntet werden.  sid

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