München – Thomas Müller kam zur Verleihung des Bayerischen Verdienstordens standesgemäß im feschen Trachtenjanker. Begleitet wurde er zur feierlichen Zeremonie in den Marmorsaal des Prinz-Carl-Palais von Ehefrau Lisa und seinen Eltern Klaudia und Gerhard. Als Müller seinen Platz in der ersten Reihe aufsuchte, erkundigte sich Ilse Aigner, die in ihrer Funktion als Landtagspräsidentin ebenfalls unter den Anwesenden war, nach dem Wohlbefinden des Bayern-Stars. „Basst ois“, antwortete Müller mit einem spitzbübischen Lächeln in gepflegtem Bairisch, was bei ihm stets ein Zeichen ist, dass er sich in seiner Umgebung wohlfühlt.
Von Nervosität war keine Spur bei. Kurz zucken musste Müller aber, als Ministerpräsident Markus Söder vor der Verleihung das Wort an ihn richtete und ihm prophezeite, dass er im EM-Vorrundenspiel in München gegen Frankreich das Siegtor schießen werde: „Das ergibt sich jetzt aus dem Orden quasi.“ Zur Erinnerung: Müller ist seit der Ausbootung im vergangenen März durch Bundestrainer Joachim Löw nicht mehr Teil der DFB-Elf. Später korrigierte sich Söder auf Nachfrage mit einem Schmunzeln: „Ich habe kein Besetzungsrecht für die Nationalmannschaft, aber das Bundeskanzleramt kann eingreifen, und ich weiß, dass Angela Merkel ein großer Fan ist.“
Zuvor begründete er, weshalb die Wahl für die Auszeichnung unter anderem auf Müller fiel: „Er ist ein großartiger Fußballspieler, aber nicht nur das. Er ist ein großartiger Typ, der nicht nur auf, sondern auch neben dem Platz Vorbildfunktion zeigt.“ Für den Ministerpräsidenten sei Müller nicht nur spielerisch wichtig für den deutschen Rekordmeister, sondern auch emotional ein ganz wichtiger Bestandteil. Darum richtet er eine klare Botschaft an Verein und Spieler: „Bleiben Sie dem FC Bayern treu und ich würde auch dem FC Bayern raten, Ihnen treu zu bleiben. Es wäre ein schwerer Fehler, wenn sich diese Verbindung auflösen würde.“
Müller selbst wirkte nach der Verleihung des Ordens durchaus beeindruckt: „Ich kann das selber noch gar nicht so richtig einschätzen. Ich versuche, der gleiche Thomas Müller zu bleiben wie die letzten 30 Jahre. Ich bin Bayern und meiner Heimat sehr verbunden. Die Bayern sind eine Mischung aus stolzen Persönlichkeiten, aber auch Menschen, die den Nebenmann und den Humor im Leben nicht vergessen.“
Freilich nutzt Müller seine Rolle als Parade-Bayer auch bewusst für seine Image-Bildung. So gibt es seit diesem Jahr beispielsweise auf Youtube das Müllersche Video-Format „Da schau hi!“. Dort möchte der Bayern-Spieler seinen Fans auch Einblicke abseits des Fußballplatzes in die bayerische Lebenskultur gewähren – zum Beispiel bei der Weißwurstherstellung mit seinem Cousin Johannes in dessen Metzgerei und der anschließenden Zubereitung im Traditionsgasthaus „Zur Post“ in Pähl, Weißbier inklusive.
Im Gegensatz zu anderen Fußballstars verzichtet Müller auf einen protzigen Lifestyle. Er lebt zurückgezogen mit seiner Ehefrau Lisa und den Hunden Micky und Murmel, in Otterfing (Landkreis Miesbach). Dort verbringt Müller Zeit mit seinen Hasen oder schaut zu gegebenen Anlässen beim ortsansässigen Sportverein vorbei. Wenn es für die Müllers in den Urlaub geht, bevorzugt das Paar als Ziel die Alpen und den Gardasee. „Es gibt nichts Besseres als die Berge.“