Rechnung mit Glasgow offen

von Redaktion

Kurzbahn-EM: Ohne Wellbrock, mit motiviertem Koch

Glasgow – Die Weltmeister Florian Wellbrock und Sarah Köhler fehlen zwar, dennoch setzt das deutsche Schwimmteam bei der Kurzbahn-EM Maßstäbe. 40 Athleten wurden vom Verband (DSV) für die heute beginnenden Titelkämpfe auf der 25-Meter-Bahn nominiert – sie sollen bei 88 Einzel- und sechs Staffelstarts ins Becken springen.

Aus dem Großaufgebot wollen Nachwuchstalente wie die fünffache Junioren-Europameisterin Isabel Gose internationale Erfahrungen sammeln, doch ein paar „alte Hasen“ sind auch dabei. Allen voran Ex-Weltmeister Marco Koch, der mit dem Austragungsort Glasgow noch eine Rechnung offen hat.

Für die Langbahn-EM vor einem Jahr im Tollcross International Swimming Centre, wo Wellbrocks Stern mit dem Sieg über 1500 m Freistil aufging, hatte Koch die Qualifikation verpasst. Der Brustschwimmer dachte über Rücktritt nach, entschied sich aber für einen Orts- und Trainerwechsel. Und seitdem geht es wieder aufwärts.

„Klar war 2018 eine herbe Enttäuschung“, sagt der Hesse, „aber ich bin in diesem Jahr sehr gut wieder zurückgekommen.“ Bei der WM im vergangenen Sommer in Gwangju/Südkorea war er mit Platz fünf und einer besseren Zeit als bei seinem WM-Triumph 2015 wieder in der Weltspitze aufgetaucht. Und bei den Kurzbahnrennen in der neuen Profiliga ISL schlug Koch sogar den britischen Olympiasieger Adam Peaty und den russischen Weltrekordler Kirill Prigoda.

Für den Erfolg hat der 29-Jährige seine Komfortzone in Darmstadt verlassen und gemeinsam mit Freundin Reva Foos das Training in Frankfurt aufgenommen. Ex-Bundestrainer Henning Lambertz, im Unfrieden vom DSV geschieden, schreibt ihm die Trainingspläne. „Wir haben sehr viel Wert auf Athletik gelegt“, sagt er. Mit der körperlichen Fitness hatte Koch immer wieder Probleme.

Der voll auf Olympia 2020 ausgerichtete Plan verlaufe „bestens“, sagt Koch, der die EM als „Zwischenprüfung“ für Tokio ansieht. Noch mehr als die verpasste Langbahn-EM in Glasgow schmerzt ihn nämlich etwas anderes: dass er noch keine Olympiamedaille gewonnen hat.

„Ich bin Weltmeister, Europameister, hatte den Weltrekord auf der Kurzbahn. Das wäre ein schöner Abschluss“, sagt Koch. Ob nun mit oder ohne Edelmetall: Nach Tokio muss nicht zwingend Schluss sein. „Ich mache so lange mit dem Schwimmen weiter, wie es mir Spaß macht“, sagt er.

Doppel-Weltmeister Wellbrock, Kurzbahn-Weltrekordlerin Köhler und Ex-Europameisterin Franziska Hentke lassen die Kurzbahn-EM aus Gründen der Trainingssteuerung aus.  sid

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