Marco Rose in Gladbach

Aufregender als Flick und Favre

von Redaktion

CHRISTOPHER MELTZER

Manchmal erkennt man einen guten Fußballtrainer nicht nur daran, wo seine Mannschaft in der Tabelle steht, sondern vor allem auch daran, wie seine Spieler über ihn reden. Im Fall von Marco Rose zum Beispiel.

„Wir haben in der Mannschaft ein besonderes Miteinander. Der Trainer hat einen großen Anteil daran“, sagte Patrick Herrmann der „Sportbild“.

„Er hat eine sehr geile und klare Ansprache, ist sehr umgänglich, fair und ehrlich in der Kommunikation“, sagte Christoph Kramer dem „Spiegel“.

„Er gibt uns ein super Gefühl, was er genau sehen will. Jeder hat Bock, die Ideen umzusetzen“, sagte Florian Neuhaus der „Sportbild“.

Vor acht Monaten, im April, hat Borussia Mönchengladbach recht plötzlich erklärt, dass man vor der neuen Saison den Trainer wechseln wird. Dieter Hecking, obwohl gerade erst mit einem neuen Vertrag belohnt, muss gehen, Marco Rose wird kommen. Das war mutig und auch riskant. Doch jetzt, im Dezember, kann man recht überzeugt sagen: Es war eine kluge Entscheidung. Die Borussia führt die Bundesliga an. Und irgendwie erinnert man sich im Nachhinein auch nicht daran, dass ihre Fußballer so euphorisch über Hecking gesprochen haben.

Rose, 43 Jahre alt, ist einer, der mitreißt. Das konnte man aus der Ferne schon in Salzburg beobachten. Als Trainer ist er in Ralf Rangnicks Red-Bull-Welt groß geworden, wo das Spiel gegen den Ball heilig ist. Auf dieser Grundidee baut auch Rose auf. Anders als der Vordenker Rangnick hat er seinen Stil aber mit Elementen des Ballbesitzfußballs verziert. Das macht seine Mannschaften variabler – und auf lange Sicht wohl auch erfolgreicher.

Nun darf man sich von der Tabelle und der Euphorie jedoch nicht vollständig blenden lassen: In der Bundesliga hat Rose mit Gladbach nur zwei Punkte mehr geholt als Hecking vor einem Jahr. Die großen Spiele in dieser Saison gegen Leipzig (Liga) und Dortmund (Liga, Pokal) hat er verloren. Es wäre nicht erstaunlich, wenn der FC Bayern, der bessere Fußballer hat, am Samstag in Gladbach gewinnt. Es wäre aber auch nicht so erstaunlich, wenn der FC Bayern verliert. Das ist Roses große Leistung.

Es ist also sicher kein Zufall, dass Mönchengladbach und Leipzig und nicht München und Dortmund die Liga anführen. Denn die aufregendsten und vielversprechendsten Trainer der Liga heißen nicht Hansi Flick und Lucien Favre, sondern Julian Nagelsmann und eben Marco Rose.

christopher.meltzer@ovb.net

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